Sie seien unter anderem mit Drohnen und Raketen sowie mit Präzision und Sorgfalt ausgeführt worden, um Kollateralschäden zu vermeiden, teilte das pakistanische Militär am Donnerstag mit. Ziel seien die Belutschistan-Befreiungsarmee und die Belutschistan-Befreiungsfront gewesen, die das Militär als terroristische Gruppen bezeichnete. Der Iran protestierte gegen den Angriff, hatte jedoch selbst am Dienstag nach eigenen Angaben Milizen auf pakistanischem Territorium attackiert. Die iranischen Angriffe zielten staatlichen Medien zufolge auf die militante Gruppe Dschaisch al-Adl, die Verbindungen zu Israel habe. Pakistans Armee rief zu Dialog und Zusammenarbeit bei der Lösung von Problemen zwischen den beiden «Bruderländern» auf. Dennoch verschärft sich der Konflikt zwischen der Atommacht Pakistan und dem Iran, dem der Westen vorwirft, ebenfalls Atomwaffen besitzen zu wollen - und das inmitten des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas, in dem auch der Iran mitmischt.

Iranische Medien berichteten, die pakistanischen Angriffe hätten ein Dorf in Sistan-Belutschistan an der Grenze zu Pakistan getroffen. Mindestens neun Menschen seien getötet worden. Das Aussenministerium in Teheran verurteilte den Angriff.

«Eine Reihe von Terroristen wurde während des vom Geheimdienst unterstützten Einsatzes getötet», erklärte das pakistanische Aussenministerium. «Pakistan respektiert uneingeschränkt die Souveränität und territoriale Integrität der Islamischen Republik Iran.» Das einzige Ziel des Einsatzes sei die Verfolgung der nationalen Sicherheit und Interessen gewesen. Zugleich hiess es in Sicherheitskreisen, die Streitkräfte seien «in extrem hoher Alarmbereitschaft». Auf jedes «Missgeschick» des Iran werde Pakistan energisch reagieren.

Türkei ruft zur Zurückhaltung auf

Die Türkei rief den Iran und Pakistan, aber auch den Irak zur Zurückhaltung auf. Die iranischen Revolutionsgarden hatten ebenfalls am Dienstag nach eigenen Angaben eine Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad im nordirakischen Erbil sowie Stellungen der IS-Miliz in Syrien angegriffen, die sich zu dem Anschlag im iranischen Kerman Anfang des Monats bekannte hatte, bei dem fast 100 Menschen getötet worden waren. Die Beteiligten sollten den gesunden Menschenverstand walten lassen, erklärte das türkische Aussenministerium. Minister Hakan Fidan sagte nach Beratungen mit seinen Amtskollegen aus Iran und Pakistan, beide Seiten wollten die Spannungen in der Region nicht eskalieren. So bald als möglich solle wieder Ruhe einkehren.

Die Provinz Sistan-Belutschistan mit ihrer Hauptstadt Sahedan liegt im Südosten des Iran. Dort lebt die ethnische Minderheit der Belutschen, die der sunnitischen Ausrichtung des Islams angehören. In der Vergangenheit gab es mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Sahedan und Sistan-Belutschistan. Im Iran insgesamt herrscht die schiitische Glaubensrichtung vor, das Land begreift sich als Schutzmacht der Schiiten.

Belutschen leben auch auf der anderen Seite der Grenze in Pakistan in der dortigen Provinz Belutschistan, die ebenfalls von Unruhen geprägt ist. In Pakistan sind die Sunniten die stärkste Religionsgruppe und die Schiiten in der Minderheit. Die beiden vom pakistanischen Militär angegriffenen Organisationen agieren in einem Gebiet, das in beiden Staaten liegt.

Pakistan hatte sich der von Saudi-Arabien geschmiedeten Allianz sunnitischer Staaten gegen die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen angeschlossen, die vom Iran unterstützt werden. Saudi-Arabien, das sich als Schutzmacht der Sunniten versteht, und der Iran waren lange erklärte Erzfeinde und lieferten sich im Bürgerkriegsland Jemen einen Stellvertreterkrieg. In jüngster Vergangenheit haben sich die beiden nach Vorherrschaft strebenden Regionalmächte aber angenähert. Die Huthi gehören wie auch die radikal-islamische Palästinenser-Gruppe Hamas im Gazastreifen, die mächtige libanesische Hisbollah-Miliz sowie Gruppierungen im Irak und in Syrien zur «Achse des Widerstandes». Diese wird vom Iran angeführt und ist gegen Israel und dessen engsten Verbündeten, die USA, gerichtet.

(Reuters)