Ein Ausverkauf fegte am Montag über russische Aktien und den Rubel, nachdem das US-Finanzministerium letzte Woche Rusal und En+ Group auf die schwarze Liste setzte - zwei Unternehmen im Besitz des Metal-Tycoons Oleg Deripaska. Analysten von Citigroup warnen davor, dass die Massnahme einen neuen Präzedenzfall schafft, der "jedes russische Unternehmen" erfassen könnte.

Der Russische Leitindex RTSI verlor im Montagshandel zeitweise bis um 12 Prozent. Auch am Dienstag schloss das viel beachtete Börsenbaromter im Minus.

"Weil die Gründe für die Sanktionen nicht klar sind, gibt es Angst, dass andere grosse Unternehmen auf eine ähnliche Liste gesetzt werden könnten", sagt Anastasia Levaschowa, Fondsmanagerin bei Blackfriars Asset Management in London. "Es gibt viele Unbekannte. Deshalb ist der Markt in Panik geraten. "

Ein Grund dafür, dass sich Anleger in Bedrängnis fühlen ist, dass Rusal bislang ein Liebling des Marktes war. Denn die Aktie war im letzten Jahr angesichts der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Aluminium stark gestiegen. Während frühere Branchen-Sanktionen seit 2014 mehrere russische Unternehmen daran gehindert haben, neue Anleihen und Aktien zu emittieren, ist es jetzt erstmals Investoren untersagt, die Aktien eines Grossunternehmens zu besitzen und zu handeln.

Rusal war der Analystenliebling

Alle bis auf einen von 13 Analysten, die Bloomberg Daten zur Verfügung stellten, hatten eine Kaufempfehlung für die Rusal-Aktie bis die Sanktionsanordnung veröffentlicht wurde. Investoren, darunter Pictet Asset Management und Vanguard, kauften vor kurzem Anteile an Rusal, wie aus von Bloomberg ausgewerteten Pflichtmeldungen hervorging. Capital World Investors, Teil der Capital Group, beteiligte sich an EN+, als das Unternehmen im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Dollar in einem Börsengang einnahm.

BCS Global Markets und Aton gehören zu den Brokerhäusern, die ihre Abdeckung der betroffenen Aktien eingestellt haben.

Die Atmosphäre der Unvorhersehbarkeit könnte genau das sein, was die USA durch die jüngsten Strafen schaffen wollten, sagt Tim Ash, Senior Emerging Markets Stratege bei BlueBay Asset Management LLP in London. Indem sie keine Klarheit darüber geben, wen sie als nächstes ins Visier nehmen werden, senden die Amerikaner "eine Botschaft, dass jeder russische Oligarch nervös sein sollte, wenn er nicht aus dem Weg geht und sich von Präsident Wladimir Putin distanziert", sagt Ash.

Ganzer Aktienmarkt verwundbar

Die Tatsache, dass Deripaska und Viktor Vekselberg von den USA herausgegriffen wurden, macht auch den übrigen Aktienmarkt verwundbar, da die beiden Milliardäre zu den "Jelzin-Oligarchen" gehören, die ein Grossteil ihres Vermögens gemacht haben, bevor Putin an die Macht kam, so Citigroup. Putin wurde Ende 1999 Nachfolger von Boris Jelzin.

Wenn sie ins Visier genommen werden, "ist es möglich, dass jede russische Firma einbezogen werden kann", erklärt Barry Ehrlich, Analyst bei Citigroup in Moskau, in einer Einschätzung, "die Anleger könnten deshalb ihre Risikogewichtung für russische Aktien und andere Vermögenswerte erhöhen, was zu einem generellen Rückgang führen könnte."

Während Russland mehrere Runden der westlichen Sanktionen überstanden hat, zeige die jüngste Salve "einen Schweregrad, den wir noch nie zuvor gesehen haben", sagt Gary Greenberg, Leiter globale Emerging Markets in London bei Hermes Investment Management.

"Investoren haben angefangen, sich die Frage zu stellen, was als nächstes passiert", sagt er, "es ist nicht unmöglich, dass die Sanktionen gegen Russland verschärft werden. Du weisst einfach nicht, wo diese Dinge enden werden. "

(Bloomberg)