Es ist etwas mehr als zwei Jahre her, dass Thomas Gottstein in einem dramatischen Führungswechsel aus einem Dutzend Mitgliedern der Geschäftsleitung ausgewählt wurde, um die Credit Suisse zu führen. Er wird bald der Einzige sein, der aus dieser Gruppe übrig bleibt. 

Die angeschlagene Schweizer Bank gab am Mittwoch bekannt, dass ihr Finanzchef, der Asien-Chef und der Chefjurist nach dem zweiten Quartalsverluste in Folge und anhaltenden juristischen Probleme die Grossbank verlassen werden. Axel Lehmann, der dritte Verwaltungsratspräsident innerhalb eines Jahres, schüttelt die Führungsspitze nur wenige Tage vor seinem ersten jährlichen Aktionärstreffen durch. 

Die Credit Suisse musste fünf Gewinnwarnungen in den letzten sechs Quartalen bekanntgeben und verbuchte die grössten Verluste unter den Wall-Street-Konkurrenten, nachdem der Zusammenbruch von Archegos einen Schaden von 5,5 Milliarden Dollar hinterlassen hatte. Die Bank hat auch den Zorn einiger Anleger auf sich gezogen. Diese fordern mehr Transparenz über den Zusammenbruch einer Gruppe von Lieferketten-Fonds, die das Schweizer Unternehmen mit dem gescheiterten Greensill Capital geführt hat.

Hier ein Überblick, wer neu dabei ist und wer geht:

Der Finanzchef der Credit Suisse ist kurz vor dem Absprung

David Mathers, der mehr als ein Jahrzehnt in der Funktion des Finanzchefs tätig war, verlässt die Bank, sobald ein Nachfolger gefunden ist. Mathers war ein fester Bestandteil der Credit Suisse und hat sie als Finanzchef für das Investment Banking durch die Zeit nach der Finanzkrise geführt. 

In seine Amtszeit fielen drei CEOs, verschiedene Kapitalerhöhungen und zuletzt die Ausgabe von Wandelanleihen, um das Kapital der Bank zu stärken, nachdem die Bank von Archegos getroffen worden war. Er ist auch CEO der Credit Suisse International. 

Die Credit Suisse wird eine interne und externe Suche - unter Einbeziehung von Mathers - durchführen, um beide Positionen zu besetzen. Gottstein sagte, er habe Mathers' Entscheidung, die Bank zu verlassen, "mit Bedauern" akzeptiert.

Neuer CEO für die Region Europa, Naher Osten und Afrika

Francesca McDonagh, die CEO der Bank of Ireland ist, wird die EMEA-Region zum 1. Oktober übernehmen. Sie löst Francesco De Ferrari, CEO der Vermögensverwaltungssparte, ab, der den EMEA-Posten seit Januar interimistisch innehatte. 

McDonagh, die 2017 den Posten des CEO übernahm, wird den irischen Kreditgeber im September verlassen, teilte die Bank of Ireland am späten Dienstag in einer Erklärung mit. Zuvor war sie mehr als zwei Jahrzehnte bei der britischen Grossbank HSBC tätig, unter anderem als regionale Leiterin des Privatkundengeschäfts und der Vermögensverwaltung.

CEO für die Region Asien-Pazifik fliegt aus der Geschäftsleitung

Helman Sitohang wird am 1. Juni als Leiter der Region APAC zurücktreten. Er kam 1998 zur Credit Suisse und war seit 2014 CEO Asien, nachdem er zuvor die Investmentbank in der Region geleitet hatte. Sitohangs Region wurde kürzlich im Rahmen einer Umstrukturierung aufgelöst, bei der die verschiedenen asiatischen Geschäftsbereiche zu globalen Einheiten zusammengelegt wurden, wodurch er zwar eine regionale Verantwortung, aber keinen Geschäftsbereich mehr hatte. 

Er bleibt bei der Bank und wird Senior Adviser des CEO der Gruppe, der sich auf die Kernkunden in der Region Asien-Pazifik konzentriert. Edwin Low, der seit 1996 bei der Credit Suisse tätig ist, wird Sitohang in der Geschäftsleitung ersetzen. Zurzeit ist er Co-Leiter des Investment Banking APAC und CEO für Südostasien. Zuvor arbeitete er für Schroders Australia und die Anwaltskanzlei Mallesons Stephen Jaques.

Neuer Chefjurist für die Credit Suisse

Der ehemalige Chefjurist der UBS, Markus Diethelm, tritt am 1. Juli die Nachfolge von Romeo Cerutti an, der in den letzten zehn Jahren für die Rechtsstrategie verantwortlich war. Cerutti kam 2006 als Chefjurist für das Private Banking und als globaler Co-Head of Compliance für die gesamte Credit Suisse zur Grossbank. Im Jahr 2009 wurde er zum Chefjurstisten der Credit Suisse befördert. Diethelm war zuvor Chefjurist bei Swiss Re und arbeitete für die US-Kanzleien Gibson, Dunn & Crutcher und Shearman & Sterling. 

Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten haben sich als eine wiederkehrende Belastung für die Sanierungsbemühungen der Credit Suisse erwiesen, da die in Schwierigkeiten geratene Grossbank einen Rückstau an Rechtsstreitigkeiten und jüngeren Verlusten wie Archegos und Greensill abarbeitet. 

CEO Gottstein erklärte am Mittwoch, dass die Bank in den letzten anderthalb Jahren mehr als 80 Fälle abgeschlossen und 13 beigelegt habe. "Dies ist ein bedeutender Fortschritt, aber es bleibt noch mehr zu tun", sagte er in einem Interview mit Manus Cranny von Bloomberg Television. 

Die Anleger der Credit Suisse hoffen, dass die umfassende Überarbeitung dazu beiträgt, einen Schlussstrich zu ziehen und den Aktienkurs zu stützen, der sich seit Anfang März 2021 halbiert hat. 

(Bloomberg/cash)