Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für den Einsatz des Covid-19-Impfstoffs von Johnson & Johnson gegeben. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA empfahl am Donnerstag eine bedingte Zulassung des Impfstoffs ab 18 Jahren. Die finale Entscheidung liegt bei der Europäischen Kommission, deren Zustimmung als sicher gilt.
Bereits zugelassen in der EU sind drei Covid-19-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna sowie von AstraZeneca. Im Gegensatz zu diesen Mitteln bietet das Vakzin von J&J den Vorteil, dass eine einmalige Impfdosis ausreichen soll statt zwei Dosen.
Weltweit forschen Pharmafirmen mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das neuartige Coronavirus. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO befinden sich gegenwärtig 81 Impfstoffprojekte in der klinischen Entwicklung. Es folgt eine Auswahl der zugelassenen Impfstoffe und der im Fokus stehenden Impfstoff-Kandidaten:
BIONTECH/PFIZER - Großbritannien ließ den Impfstoff als weltweit erstes Land am 2. Dezember zu. In der EU erhielt das Vakzin die bedingte Marktzulassung am 21. Dezember, sechs Tage später lief die Impfkampagne an. Studien zufolge hat der Impfstoff eine Wirksamkeit von 95 Prozent - das heißt, die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken, ist mit Impfung um 95 Prozent geringer als ohne. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA).
MODERNA - Als zweiter Impfstoffhersteller nach BioNTech und Pfizer erhielt Moderna in den USA am 18. Dezember eine Notfallzulassung. Die EMA machte am 6. Januar den Weg für den Einsatz in der EU frei. Studien zufolge zeigt der Impfstoff, der ebenfalls auf dem mRNA-Ansatz basiert, eine Wirksamkeit von gut 94 Prozent.
ASTRAZENECA - Der britisch-schwedische Pharmakonzern entwickelte den Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford. Großbritannien ließ das Vakzin am 30. Dezember als weltweit erstes Land zu. In Deutschland wurde der Impfstoff Ende Januar bedingt zugelassen, wegen unzureichender Daten zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren. Am 4. März erhielt das Vakzin dann auch in Deutschland grünes Licht für den Einsatz bei über 65-Jährigen. Neue Studiendaten belegten zudem, dass das Mittel bei einem Abstand zwischen der Erst- und Zweitimpfung von zwölf Wochen noch wirksamer ist. Das Mittel ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Erkältungsviren von Affen basiert. Er kann bei normalen Kühlschrank-Temperaturen gelagert und transportiert werden, während die mRNA-Impfstoffe tiefgekühlt gelagert werden müssen.
JOHNSON & JOHNSON - In den USA hat der Impfstoff am 27. Februar eine Notfallzulassung erhalten. Im Vergleich zu BioNTech und Pfizer sowie dem Impfstoff von Moderna und AstraZeneca bietet das Mittel den Vorteil, dass eine Dosis ausreichen soll statt zwei. Zudem muss das Präparat nicht tiefgefroren gelagert werden, was die Verteilung erleichtert. J&J hatte Ende Januar für das Mittel eine Wirksamkeit von 66 Prozent beim Schutz vor mittelschweren bis schweren Covid-19-Verläufen in seiner weltweiten Untersuchung mit rund 44'000 Teilnehmern gemeldet. Bei der Vorbeugung einer Krankenhauseinweisung war das Vakzin 14 Tage nach der Impfung zu 85 Prozent wirksam und zu 100 Prozent nach 28 Tagen.
SPUTNIK V - Das russische Gesundheitsministerium hat den vom russischen Gamaleya-Institut entwickelten Impfstoff, der im Ausland unter dem Namen "Sputnik V" auf den Markt gebracht wird, am 11. August freigegeben - noch bevor die Ergebnisse der Phase-III-Studien vorlagen. Den Entwicklern zufolge ist Sputnik V mittlerweile in 46 Ländern zugelassen. Wann der Impfstoff in der EU zugelassen werden könnte, ist noch unklar. Einige europäische Länder wollten nicht so lange warten: In Ungarn, der Slowakei und Tschechien ist Sputnik V bereits zugelassen oder es laufen nationale Zulassungsverfahren. Wissenschaftler bescheinigen dem Impfstoff eine Wirksamkeit von fast 92 Prozent. Wie das Mittel von AstraZeneca handelt es sich um einen Vektorimpfstoff.
NOVAVAX - Das US-Biotechunternehmen erwartet den Abschluss eine Studie in Großbritannien in den kommenden Wochen. Ende Januar hatten Zwischenergebnisse dieser Studie eine Wirksamkeit von gut 89 Prozent gezeigt. Wie J&J zeigte sich Novavax nach jüngsten Studienergebnissen vor allem in den Untersuchungen in Südafrika, wo nahezu alle untersuchten Infektionen auf die dort entdeckte neue Virus-Variante zurückzuführen waren, weniger effektiv. In den USA sei eine Notfallzulassung des Impfstoffs ab Mai möglich, sagte Novavax-Chef Stanley Erck.
CUREVAC - Der Tübinger Impfstoffentwickler hat vor Weihnachten die zulassungsrelevante Studie mit mehr als 35'000 Teilnehmern gestartet. Erste Ergebnisse werden Anfang des zweiten Quartals erwartet. Der Bund unterstützt das Projekt mit bis zu 252 Millionen Euro, im Sommer war er mit 300 Millionen Euro bei CureVac eingestiegen. Das Unternehmen hat sich eine Reihe von Partnern zur Unterstützung bei der Impfstoffherstellung ins Boot geholt, darunter Bayer, GlaxoSmithKline und Novartis.
SINOVAC - Der Impfstoff CoronaVac der chinesischen Biotechfirma befindet sich in der klinischen Entwicklungsphase III. Studien mit Tausenden Freiwilligen laufen in Indonesien, der Türkei und in Brasilien, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Indonesien hat dem Impfstoff am 11. Januar als erstes Land außerhalb Chinas eine Notfallgenehmigung erteilt. Der Impfstoff hatte mit unterschiedlichen Daten zur Wirksamkeit Schlagzeilen gemacht. CoronaVac gehört zu jenen Impfstoffen, die im Notfallprogramm der chinesischen Regierung bereits Zehntausenden Menschen vor Abschluss der klinischen Studien verabreicht wurden.
SINOPHARM - Der staatliche chinesische Biotechkonzern hat am 31. Dezember die Zulassung für einen seiner beiden Impfstoff-Kandidaten in China erhalten. Er hat nach Angaben des Unternehmens eine Wirksamkeit von knapp 80 Prozent. Beide Impfstoffe von Sinopharm werden in Phase-III-Studien getestet. Die beiden Sinopharm-Kandidaten sind ebenfalls Teil des Notfallprogramms in China. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ließ sich nach eigenen Angaben Ende Februar mit einem Sinopharm-Vakzin impfen.
(Reuters)