Der Umsatz, den Novartis in den Monaten Mai bis Juni eingefahren hat, liegt bei 13,16 Milliarden Dollar. Das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahr, oder 5 Prozent mehr, wenn man die Währungsschwankungen herausrechnet. Das operative Kernergebnis, bei Novartis Core Operating Income oder Core Ebit genannt und ein Richtwert für die Gewinnstabilität des Konzerns, stieg um 9 Prozent auf 3,54 Milliarden Franken. Der Core Ebit bereinigt den operativen Geschäftsgang um Zukäufe und Sondereffekte.

Wie sich das Resultat im Detail darstellt, beantwortet sich wie folgt:

Wie entwickelten sich die wichtigen Medikamente?

Die Sparte Innovative Medicines steigerte die Verkäufe um 10 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar. Nicht von ungefähr loben die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) oder der Bank Vontobel das Abschneiden dieser Sparte.

Mit den wichtigen Medikamenten Cosentyx und Entresto nahm Novartis mehr ein als von Analysten erwartet. Beim Schuppenflechte-Mittel Cosentyx  hatten die Verkäufe im ersten Quartal unter den Erwartungen gelegen. Nun steigen die Verkäufe um 40 Prozent auf 701 Millionen Dollar. Auch beim Herzfehler-Behandlungsmittel Entresto laufen die Verkäufe gut: Der Umsatz wurde auf 239 Millionen Dollar mehr als verdoppelt. "Das Präparat dürfte sich 2018 zu einem Blockbuster entwickeln", schreibt die Bank Vontobel in einer ersten Analyse des Novartis-Resultats.

Diese Medikamente sind die bedeutendsten Wachstumstreiber bei Novartis. Wichtig ist dies, weil diese neueren Wirkstoffe die Einnahmen von Mitteln ersetzen müssen, bei denen die Patente ablaufen. Good News am Rande sind auch, dass das von Nachahmer-Produkten bedrängte Krebsmedikament Glivec sich besser verkaufte als von den Analysten prognostiziert. Die Produkte von Innovative Medicines behaupten sich insgesamt, wie die ZKB schreibt, gut gegen die Konkurrenz von Generika.

Wie geht es weiter mit Alcon?

Sehr positiv kommt am Markt auch die Augensparte Alcon an. Der auf Chirurgie und Kontaktlinsen spezialisierte Bereich war lange Zeit ein Sorgenkind der Firma, doch nun gelingt offenbar die Trendwende. Der Umsatz stieg um 7 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar, während der bereinigte Betriebsgewinn um 14 Prozent auf 338 Millionen Dollar anstieg.

Die Augenpflegesparte Alcon soll, wie Ende Juni bekannt gegeben wurde, an die Börse gebracht werden. Der Spin-Off soll bis Mitte 2019 durchgeführt werden. Sollte sich der Geschäftsgang bei Alcon als zu schwach entwickeln, steht das Spin-Off in Frage.

Mit der Steigerung im zweiten Quartal ist der Weg zur Eigenständigkeit von Alcon aber nach wie vor realistisch. Ein Börsengang von Alcon, mit dem sich Novartis zum reinen Pharmakonzern zurückentwickeln würde, wird von vielen Investoren gewünscht und gilt auch als Kurstreiber für die Aktie.

Wo liegen die Schwachpunkte im Resultat?

Weniger Freude dürfte Firmenchef Vasant Narasimhan am Generika-Geschäft haben, nach Innovative Medicines und Alcon die dritte Konzernsparte: Die Tochter Sandoz kämpft weiterhin mit dem anhaltenden Preisdruck in den USA. Der Umsatz ging um 2 Prozent zurück, das bereinigte operative Ergebnis ebenfalls um 2 Prozent.

Auch liegt der Core Ebit der gesamten Gruppe leicht unter den Konsensschätzungen der Analysten. Dies fällt aber insofern nicht so stark ins Gewicht, als dass sich die Augen vor allem auf die über Erwarten gute Entwicklung der Medikamentenverkäufe richten.

Wie steht es um die Aktie?

Im frühen Handel legt die Aktie von Novartis um 2 Prozent zu, während der SMI um 0,6 Prozent ansteigt. Die Novartis-Aktie war zum Schlusskurs von gestern 4,5 Prozent weniger wert als Anfang Jahr. Damit ist der Kursverlauf besser als beim Roche-Genusschein (-5,8 Prozent) und dem SMI (-5,7 Prozent).

Der Kursverlauf war allerdings volatil. Das Jahreshoch bei 88,30 Franken war im Januar, während im Juni mit 71,80 Franken das Jahrestief erreicht war. Die Ankündigung des Alcon-Spin-Offs und eines Aktienrückkaufprogramms Ende Juni hat der Aktie wieder etwas zu Kräften verholfen.

Novartis-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten (Grafik: cash.ch)

Gut kommen bei den Investoren die relativ zuversichtlichen Aussagen des Managements bezüglich Gesamtjahresausblick an. Auf Gruppenebene will Novartis im laufenden Jahr zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich erzielten. CEO Vas Narasimhan stellte an einer Telefonkonferenz mit Journalisten in Aussicht, dass man am oberen Ende der Zielbandbreite landen könnte.

Insgesamt sind die Analysten bei Novartis und der Schweizer Pharmabranche generell immer noch eher vorsichtig, denn die Aktienkurse haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren unter Erwarten entwickelt. Bei Novartis sollten Anleger weiterhin die Produkteentwicklung und vor allem den weiteren Verlauf des geplanten Alcon-Spin-Offs im Auge behalten.

Mit Material der Nachrichtenagenturen AWP und Reuters.