Die Aktie von Vifor erlebt an der Schweizer Börse seit Wochen schwere Zeiten. Über 20 Prozent beträgt der Kursverlust seit Anfang September beim St. Galler Pharmaunternehmen.

Generell korreliert die Aktie stark mit dem Verlauf der Corona-Pandemie. Beim Rekordniveau von 192 Franken Anfang Februar 2020 reagierte der Titel sofort die ersten Corona-News. Die Aktie crashte in der Folge bis auf etwa 100 Franken im März 2020 und fiel dann nach einer zwischenzeitlichen Erholung nochmals auf dieses Niveau Ende Oktober des letzten Jahres. Heute steht sie, nach einem Sprung bis 140 Franken, wieder bei 108 Franken. 

Die Kursschwäche lässt sich teilweise mit der Pandemie begründen. Tatsächlich sterben viele schwer kranke Dialysepatienten in den Spitälern an Covid-19. Damit sinkt auch die Nachfrage nach entsprechenden Medikamenten von Fresenius Medical Care, mit der Vifor ein Joint Venture betreibt. Generell steht das Vifor-Geschäft bei Lockdowns unter Druck. "Während der Lockdowns in vielen Ländern verschoben viele Patienten ihre Termine, Infusionszentren waren zum Teil geschlossen und Operationen wurden verschoben", sagte der damalige Vifor-CEO Stefan Schulze an der Präsentation der Jahreszahlen im März.

Der gefürchtete Lockdown-Effekt wird von der Börse derzeit wohl etwas überschätzt. Dennoch, und das sind dann Fakten, musste Vifor in letzter Zeit auch eine ganze Reihe von Misserfolgen verbuchen. So zeigte der Produktkandidat ANG-3777, ein Wirkstoff zur Linderung von Nierenschäden bei Transplantationen, in einer Studie keine Wirkung. Bei Veltassa, einem Kaliumbinder, mussten zudem die Umsatzhoffnungen schrittweise zurückgenommen werden.

Einen anderen Grund für die Kursschwäche bringt Research Partners ins Spiel. Analyst Paul Verbraeken senkte das Kursziel für Vifor kürzlich auf 110 von 116 Franken. Er begrüsst die kürzlich bekanntgegebenen Übernahmen der spanischen Sanifit Therapeutics und der Schweizer Firma Inositec. Trotz dieser wertgenerierenden Akquisitionen senkte er sein Kursziel, um dem niedrigeren Wechselkurs von Euro und US-Dollar Rechnung zu tragen.

Gar keinen Gefallen am Kurs von Vifor haben die Hauptaktionäre Martin Ebner und Rosmarie Ebner, welche über die Beteiligunsggesellschaft Patinex etwas über 20 Prozent an Vifor halten. Auch Blackrock und die UBS sind mit ihren Beteiligungen von 5 und 3 Prozent derzeit keine glücklichen Aktionäre.

Aus Chart-Sicht scheint die Kursschwäche noch nicht ausgestanden. Die Aktie sei technisch stark angeschlagen: "Mit dem neuen Tief seit März wurde ein weiteres Verkaufssignal generiert, das den Test der Tiefs aus 2019 und 2020 um 100 Franken erwarten lässt", wird Chartanalyst Frederik Altmann von der Alpha Wertpapierhandelsbank bei der Agentur AWP zitiert. Zudem sei dies eine psychologisch wichtige Marke, an der Stopp-Loss Orders positioniert sein dürften. "Das Low vom März 2020 bei 97 Franken sei nach dem heute markierten Jahrestief nun ein wahrscheinlicher Anlaufpunkt."

Die Kursschwäche könnte erneut Finanzinvestoren anlocken. Denn schon Ende letztes Jahres haben sie Vifor ins Visier genommen. Mindestens eine grosse Private Equity-Gesellschaft habe mit Vifor Gespräche über eine mögliche Übernahme geführt, wie Reuters damals berichtete. Eine Offerte in der Grössenordnung von 10 Milliarden Franken sei im Raum gestanden. Beim Preis hätten die Parteien aber keine Einigkeit erzielt. Die derzeitige Vifor-Kursschwäche hat den Wert des Unternehmens gedrückt. Die Marktkapitalisierung beträgt noch 7 Milliarden Franken. 

(cash)