"In der Sparte Life Science unterstützen wir mehr als 50 Impfstoffprojekte", sagte Merck-Chef Stefan Oschmann der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Zulieferer spielen da eine ganz große Rolle in der Technologieentwicklung und müssen auch sehr stark Kapazität aufbauen." Merck beliefert seine Kunden in dem Bereich etwa mit Filtern, Bioreaktoren und Zellkulturmedien. "Wir sind für Diagnostikunternehmen, für Impfstoffunternehmen, für Unternehmen, die Antikörper herstellen wollen, ein ganz wichtiger Partner."

Oschmann sagte, im Zuge der Pandemie habe sich auch der Austausch mit Regierungen verstärkt. Diese wollten nun vorsorgen, die Zusammenarbeit mit Unternehmen verstärken und Kapazitäten für die Zukunft aufbauen. "Ich höre von Regierungen, dass wir eine gewisse Autonomie brauchen und sie auch stärker mit Unternehmen zusammenarbeiten wollen. Sie wollen besser vorbereitet sein. Das ist etwas, was auch unserem Life-Science-Geschäft gut tun wird."

Bei Merck habe die Pandemie vor allem die Nachfrage nach hoch spezialisierten Filtern getrieben, die für die sogenannte Aufreinigung von Wirkstoffen eingesetzt werden, oder Bioreaktoren, in denen biotechnologische Produkte hergestellt werden. Die Nachfrage habe zeitweise die Kapazität überschritten, das Unternehmen arbeite Tag und Nacht daran, dem nachzukommen, bisher mit ganz gutem Erfolg. Merck stelle zudem viele Ausgangsmaterialien für die Diagnostik-Industrie her, etwa für das Extrahieren von Virusmaterial aus der Probe für den Coronavirus-Test. Auch dort habe es kurzfristige Engpässe gegeben, "aber unsere Teams haben da sehr gut gearbeitet und es schaut jetzt deutlich besser aus."

Andere Geschäfte des Unternehmens habe die Krise aber auch negativ getroffen, sagte Oschmann. Im zweiten Quartal waren davon etwa die Produkte zur Furchtbarkeitsbehandlung betroffen, bei denen Merck Weltmarktführer ist, da in der Pandemie viele Kinderwunschkliniken geschlossen blieben.

Oschmann steht seit 2016 an der Spitze von Merck. Als seine Nachfolgerin wird Pharma-Chefin Belen Garijo gehandelt, die kürzlich zur Vize-Chefin aufgestiegen war. Einem Magazinbericht zufolge soll sie Oschmann spätestens zur Hauptversammlung im kommenden Frühjahr an der Spitze der Geschäftsleitung ablösen. Oschmann (63) wollte sich nicht dazu äußern, wie lange sein Vertrag noch läuft. Er sagte aber, Garijo und er arbeiteten "hervorragend" zusammen. Die Entscheidung über seine Nachfolge liege in den Händen des Gesellschafterrates von Merck. Für ihn gelte: "Ich fühle mich jung und auf dem Höhepunkt meiner Schaffenskraft und habe noch sehr viel vor im Leben, auch beruflich." 

(Reuters)