Das lange Warten hat ein Ende: Novartis bringt die auf günstige Nachahmermedikamente spezialisierte Tochter Sandoz als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Ganz nach dem Strickmuster der seinerzeitigen Alcon-Abspaltung erhalten die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis Titel zugeteilt.

Damit fällt das Mutterhaus den Entscheid früher als von Analysten erwartet, hatte man sich in Basel doch Zeit bis Ende Jahr ausbedungen. Dass Sandoz abgespaltet und nicht verkauft werden soll, kommt für Beobachter nicht überraschend. Sie verweisen auf entsprechende Berichte der Nachrichtenagentur Bloomberg von Anfang Juli.

Analysten sind unterschiedlicher Meinung

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 81,66 Franken gibt die Novartis-Aktie die Kursgewinne denn auch ab. Zur Stunde verliert sie gar 0,5 Prozent auf 80,38 Franken. Der SMI steigt 0,1 Prozent, der Genussschein von Novartis-Konkurrent Roche büsst 0,2 Prozent ein.

Dennoch zeigen sich einige Analysten enttäuscht von den Neuigkeiten. Bei der US-Investmentbank Jefferies hätte man einem Verkauf von Sandoz ganz klar den Vorzug gegeben. Ursprünglich wurde dem Gebrüder-Paar Andreas und Thomas Strüngmann ein Interesse nach gesagt. Die beiden verkauften 2005 einst ihr Unternehmen Hexal für gut 5 Milliarden Dollar an Novartis.

Doch auch Finanzinvestoren wie Blackstone, Carlyle oder Kohlberg Kravis Roberts (KKR) wurden als mögliche Käufer ins Spiel gebracht. Beobachter schliessen nicht aus, dass Jefferies entweder die Kaufempfehlung oder aber das Kursziel von 100 Franken unter negativen Vorzeichen überdenken könnte. Die US-Investmentbank schliesst nicht aus, dass die Transaktion beim Mutterhaus sogar zu einer leichten Gewinnverwässerung führt.

Wie die Basler Kantonalbank schreibt, war eigentlich schon vor Monaten klar, dass ein Verbleib von Sandoz bei Novartis keine Option mehr darstellt. Schon damals habe sich das Umfeld für Abspaltungen und für Verkäufe von Unternehmensteilen als schwierig erwiesen, weshalb die Bank nicht länger von einer baldigen Lösung ausging.

Chance verpasst, Aktionärswerte zu schaffen

Die Basler Kantonalbank fühlt sich darin nun bestätigt, soll die Abspaltung von Sandoz doch erst in der zweiten Hälfte nächsten Jahres stattfinden. Das Anlageurteil für die Novartis-Aktie lautet denn auch weiterhin nur Marktgewichten mit einem Kursziel von 85 Franken.

Die Zürcher Kantonalbank pflichtete der US-Investmentbank Jefferies bei, wenn sie schreibt, dass eine Ausgliederung von Sandoz keinen Mehrwert schafft. Sie befürchtet, dass die Tochter als eigenständiges Unternehmen unter ihrem Wert gehandelt werden könnte. Deshalb geht die Zürcher Bank im Tagesverlauf von einer negativen Kursreaktion für die mit "Übergewichten" eingestufte Novartis-Aktie aus.