Nach einem eher verhaltenen Vorjahresquartal dürfte der Pharmakonzern Roche in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ein klares Umsatzplus erzielt haben. Darüber herrscht eine grosse Einigkeit unter den Analysten. Zu dem Umsatzplus dürften denn auch beide Sparten beitragen, heisst es unisono in den Ausblicken. So dürfte sich die Pharmasparte von dem corona-bedingt gedämpften Vorjahreszeitraum erholen, während die Diagnostics-Sparte von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Corona-Tests profitieren sollte.
Darüber hinaus werden Aussagen zur US-Lancierung des Augenmittels Vabysmo (Faricimab) gespannt erwartet. Immerhin ist Vabysmo das erste und einzige von der FDA zugelassene injizierbare Augenmedikament, das sowohl zur Behandlung des diabetischen Makulaödems (DME) als auch der neovaskulären oder "feuchten" altersbedingten Makuladegeneration (nAMD) eingesetzt werden kann.
Ansonsten müssen sich die Investoren und Analysten beim Pharmakonzern etwas in Geduld üben. Die wichtigsten Studiendaten sind erst im weiteren Jahresverlauf zu erwarten. Dazu gehören etwa zwei Kandidaten, die neuartige Ansätze in der Krebstherapie erforschen. Vor allem aber der Alzheimer-Kandidat Ganterenumab zählt zu den wichtigsten Pipeline-Projekten, zu dem aber nicht vor dem vierten Quartal Daten erwartet wird.
Von Interesse dürfte auch sein, wie stark die Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Herceptin, Rituxan und Mabthera dieses Mal die Umsätze belastet haben und wie gut es Roche gelungen ist, diese Ausfälle mit seinen neueren Therapien und der Diagnostic-Sparte zu kompensieren.
Roche will Dividende weiter erhöhen
Bei der Vorlage der Jahreszahlen Anfang Februar hatte Roche sich beim Blick auf die Geschäftsentwicklung 2022 wie üblich vorsichtig geäussert. So strebt der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Das Wachstum des Kerngewinns je Titel soll dabei im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.
Gleichzeitig kündigte der Konzern an, dass die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten und -Diagnostika 2022 um schätzungsweise rund 2 Milliarden auf etwa 5 Milliarden zurückgehen dürften. Die Umsatzerosion durch Biosimilars wiederum dürfte sich im laufenden Jahr auf rund 2,5 Milliarden Franken abschwächen. "Ohne diese Effekte wird ein Verkaufswachstum der Roche-Gruppe im hohen einstelligen Bereich erwartet."
Behandlung neurologischer Krankheiten wird wichtiger
Zu den wichtigsten Daten aus der Pipeline gehören die zuletzt veröffentlichten Neuigkeiten zum neuartigen Krebs-Therapeutikum Tiragolumab, mit dem der Konzern einen Rückschlag erlitten hat. In der Phase-III-Studie erreichte die Immuntherapie bei der Behandlung von Patienten mit einer bestimmten Form von Lungenkrebs die gesteckten Ziele nicht. Von Analysten hiess es, dieses Ergebnis sei mehr oder weniger erwartet worden. Wichtiger seien ohnehin die noch ausstehenden Daten zu dem Kandidaten aus einer weiteren Lungenkrebs-Studie.
Darüber hinaus hat Roche Daten vorgelegt, in denen die Wirksamkeit des MS-Mittels Ocrevus erneut bestätigt wurden. Generell spielt die Behandlung neurologischer Krankheiten eine zunehmend wichtige Rolle für den Pharmakonzern, wie sich am Fachkongress AAN Ende April zeigen wird. Für die Konferenz hatte Roche zuletzt eine Vielzahl an Daten angekündigt.
Ausserdem wird sich die US-Zulassungsbehörde FDA bevorzugt um den Zulassungsantrag für die Corona-Therapie Actemra/RoActemra kümmern. Dabei geht es um die intravenöse Behandlung von hospitalisierten, erwachsenen Corona-Patienten mit dem Mittel.
Roche hinkt Novartis an der Börse hinterher
Bei den Genussscheinen steht aktuell seit Jahresbeginn zwar ein knappes Minus von gut einem halben Prozent zu Buche. Damit halten sich die Bons aber immer noch besser als der Leitindex SMI, der zeitgleich um mehr als 4 Prozent nachgegeben hat. Zum Vergleich: Konkurrent Novartis hat seit Anfang April eine deutliche Kursbelegung gesehen, so dass die Kursgewinne seit Jahresbeginn mittlerweile mehr als 8 Prozent betragen.
(AWP)