Die 60/40-Formel hat über die letzten drei Jahrzehnte mit die besten risikobereinigten Renditen gebracht - und höhere als reine Anleiheportfolios. Aber nun dümpeln die Renditen von US-Staatsanleihen um die Nulllinie, und vermutlich wird sich das in den kommenden Jahren auch nicht ändern. Das begrenzt das Potenzial der Treasuries in Zukunft.
Vermögensverwalter suchen deshalb zunehmend nach Wertpapieren jenseits der US-Bonds, die mehr Renditepotenzial aufweisen. "Die Versuchung ist gross, nach Rendite zu suchen, wo immer man sie kriegen kann", sagt Bill Merz, Leiter Fixed-Income Research bei U.S. Bank Wealth Management in Minneapolis. "Weltweit verlassen immer mehr Investoren ihr Risikospektrum, weil sie meinen, sie hätten keine andere Wahl."
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— cash (@cashch) July 9, 2020
Der 60/40-Mix, gemessen am S&P 500 Index und dem Bloomberg Barclays U.S. Aggregate Bond Index, habe zwischen 1983 und 2019 eine durchschnittliche jährliche Gesamtrendite von knapp 10 Prozent gebracht, schrieb Jan Loeys, Berater für langfristige Investmentstrategie bei JPMorgan, Ende Juni. In den nächsten zehn Jahren werde die Strategie aber jährlich nur noch etwa 3,5 Prozent einbringen, schätzt er.
Die Rendite könne man auf etwas über 4 Prozent aufbessern - mit einem Portfolio aus 40 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen and 40 Prozent in Wertpapieren, die Eigenschaften beider Klassen aufweisen, schreibt Loeys. Das könnten Collateralized Loan Obligations (CLOs), Commercial Mortgage-Backed Securities (CMBS), Real Estate Investment Trusts (REITS) oder auch Aktien von Versorgern sein.
Risikoprofil zwischen Aktien und Anleihen gefragt
Einige Investoren scheinen diese Ansicht zu teilen. Der Vermögensverwalter Conning habe sich in den letzten drei Monaten CLOs genauer angeschaut, weil deren Preise durch die Notfall-Assetkäufe der US-Notenbank Auftrieb erhielten, sagte Chefstratege Rich Sega. U.S. Bank Wealth Management habe ihre Allokation in Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und Kommunalkrediten erhöht, sagt Fixed-Income-Experte Merz.
Auch Wandelanleihen, die ein Risikoprofil zwischen dem von Anleihen und Aktien aufweisen, waren zuletzt zunehmend gefragt. Amerikanische ETFs, die diese Art von Schuldtiteln abbilden, verzeichneten Zuflüsse von mehr als 300 Millionen Dollar im Mai und weiteren 427 Millionen Dollar im Juni - der stärkste monatliche Zufluss seit sechs Monaten, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.
"Wandelanleihen bieten das Beste aller Welten, weil sie sowohl Anleihen- als auch Aktien-Eigenschaften aufweisen", sagt Loeys. "Sie steigen, wenn Aktien steigen, und sie steigen, wenn Bonds anziehen, so wie es beide Assetklassen in den letzten drei Monaten getan haben."
«Es braucht einen defensiven Anteil»
In Europa, wo die Banken nach der Finanzkrise von 2008 ihre Bilanzen gestärkt und Schulden abgebaut haben, sind sogenannte CoCos eine attraktive Anlage geworden. Die Anleihen, die von Banken ausgegeben werden und die in Aktien gewandelt werden können, hätten in den letzten fünf Jahren bis Ende Juni jährlich mehr als 6 Prozent Rendite gebracht, selbst unter Berücksichtigung eines annualisierten Verlusts von 9,4 Prozent in der ersten Hälfte dieses Jahres, sagt Daniel Tenengauzer, Leiter Marktstrategie bei Bank of New York Mellon CoCos hätten damit doppelt so viel eingebracht wie europäische Staatsanleihen im selben Zeitraum.
Dennoch sind nicht alle Investoren bereit, 60/40 abzuschreiben. Ein Teil der Kritik sei unangebracht, sagt Jack McIntyre, Vermögensverwalter bei Brandywine Global Investment Management in Philadelphia. "Egal was für ein Portfolio man hat, man braucht einen defensiven Anteil", erklärt er. "Dafür sind diese 40 Prozent da."
(Bloomberg)