Standorte werden geschlossen, durch Selbstbedienungsterminals ersetzt oder mit Filialen der Konkurrenz verschmolzen. Angetrieben wird die Entwicklung durch die Coronakrise. Sie erhöhte die Popularität von Online-Diensten und verschärfte zugleich den Spardruck der Banken.

“Die Melange aus geringerer Nutzungsfrequenz bei ambitionierteren Kostenzielen wird den Filialabbau weiter beschleunigen“, sagte Heinz-Gerd Stickling, Partner bei der Unternehmensberatung ZEB aus Münster. Während der aktuellen Pandemie würden sich Kunden und Mitarbeiter mit digitalen Diensten arrangieren. “Gleichzeitig steigt der Kostendruck wegen Negativzinsen und höherer Kreditrisiken.”

Ähnlich sieht das auch René Fischer, Partner beim Berater Oliver Wyman. “Was sonst in drei Jahren zu erwarten gewesen wäre, könnte jetzt bereits Ende des Jahres realisiert sein”, sagte er mit Blick auf die schrumpfenden Filialnetze.

Starke Einschnitte

Viele deutsche Banken hatten aufgrund der Coronakrise einen Teil ihrer Standorte zunächst nur vorübergehend geschlossen. Einige sollen trotz der Pandemie-Lockerungen nun nicht wieder öffnen.

Das gilt unter anderem für die Sparkasse Bremen, die jetzt sieben Filialen früher als geplant in reine Selbstbedienungspunkte umwandeln will. “Seit längerem beobachten wir an einigen Standorten, dass die Nutzung digitaler Services stark zunimmt, während immer weniger Kunden die Filiale für persönliche Beratung oder persönliche Services aufsuchen”, sagte Sprecherin Nicola Oppermann.

Neben der Sparkasse Bremen hatten in den vergangenen Wochen und Monaten auch zahlreiche andere regionale Institute Einschnitte im Filialnetz bekanntgegeben:

  • Die Hamburger Volksbank macht 10 ihrer Standorte dauerhaft dicht und will künftig mit nur noch 15 Filialen auskommen. Zuvor war eine Fusion mit der Volksbank Lübeck gescheitert. Die Sparkasse Pforzheim Calw schließt 14 Geschäftsstellen von insgesamt 108. Sie verwies auf Niedrigzinsniveau, Preis- und Kostendruck sowie fortschreitende Digitalisierung. Die Sparda-Bank West ist dabei, die Anzahl ihrer Filialen von 82 auf 41 zu reduzieren. Standorte werden zusammengelegt, in Selbstbedienungs-Center umgewandelt oder geschlossen.

Vor großen Banken macht der Trend nicht halt. So will die Commerzbank bald eine neue Strategie vorstellen, für die tiefe Einschnitte in das Filialnetz in der Diskussion sind, während die Deutsche Bank ihren Standortabbau beschleunigen könnte, wie Bloomberg berichtet hatte. Die Deutsche Bank erklärte, dass kein neues Programm für Schließungen geplant sei.

Schon im vergangenen Jahr war die Anzahl der Filialen deutschlandweit um 4,4% auf 26'667 gesunken, zeigen Zahlen der Bundesbank. Besonders deutlich war der Rückgang im Sparkassenbereich mit minus 525 auf 9207 Filialen. Bei den Genossenschaftsbanken reduzierte sich die Zahl um 471 auf 8484. Die von der Bundesbank als Kreditbanken definierten Institute verringerten ihre Zweigstellen um 137 auf 7633.

Beim Rückbau der Filialen gehen die Institute mitunter kreativ vor. So sind die Konkurrenten Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank dabei, ein Netz gemeinsamer Standorte aufzubauen - wobei jede Bank die Räumlichkeiten an zwei Tagen in der Woche nutzt. Eine Beleuchtung in rot oder blau zeigt an, welches Institut gerade vor Ort ist. Teure eigene Filialen lassen sich so vermeiden. Andere Banken folgen nun.

Kreditausfälle auch 2021

Solche Kostensenkungen rücken angesichts der Coronakrise mehr denn je in den Blick. BaFin-Chef Felix Hufeld warnte diesen Monat in einem Webinar von Bloomberg vor Kreditausfällen bis ins nächste Jahr hinein, was die Bilanzen belasten dürfte. Banken sollten seiner Meinung nach ihre Restrukturierungen nicht pausieren, sondern diese - wo möglich - eher beschleunigen.

Von einem Trend hin zu Filialschließungen will der Deutsche Sparkassen- und Giroverband nichts wissen. Ein Sprecher räumte jedoch ein, dass einige Standorte aufgrund der Pandemie nun dauerhaft geschlossen bleiben. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken verwies darauf, dass jedes Mitgliedsinstitut eigenständig über sein Filialnetz entscheide.

ZEB-Mann Stickling ist sich sicher: “Die Zweigstelle in altbekannter Form hat weitgehend ausgedient”. Künftig werde es weniger, dafür aber aufgewertete Filialen geben. “Weg von der täglichen Dienstleistung, hin zum Verkaufs- und vor allem zum Beratungspunkt für komplexe Produkte”, sagte er.

(Bloomberg)