Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich am Dienstag um zehn Prozent auf 37 Dollar pro Barrel, nachdem der russische Energieminister Alexander Novak Bereitschaft signalisierte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Regierung in Moskau schliesse gemeinsame Schritte mit dem Öl-Kartell Opec nicht aus, um den Ölmarkt wieder zu stabilisieren, sagte Novak nach Angaben von Nachrichtenagenturen.
Ein Treffen mit dem Öl-Kartell sei im Mai oder Juni geplant. Auch die Aussicht auf Förderpakete hellte die Stimmung am Ölmarkt auf. Der saudische Energieminister, Prinz Abdulaziz bin Salman, zeigte Moskau jedoch die kalte Schulter und lehnte ein Treffen ohne Einigung auf Schritte, um die Auswirkungen des Coronavirus auf die Ölnachfrage und Preise in den Griff zu bekommen, ab. "Ich sehe nicht die Sinnhaftigkeit von Treffen im Mai-Juni, die nur unser Versagen zeigen würden, in einer Krise wie dieser die notwendigen Massnahmen zu ergreifen", sagte der saudische Minister der Agentur Reuters. "In einem freien Markt muss jeder Produzent seine Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen, seinen Marktanteil zu erhalten und zu erhöhen."
Saudi-Arabien will Ölhahn weiter aufdrehen
Nach den geplatzten Opec-Verhandlungen mit Russland über eine Verschärfung der Förderbremse war es am Montag zu einem Crash am Ölmarkt gekommen. Der Ölpreis stürzte um bis zu einem Drittel ab. Das war der grösste Einbruch seit Januar 1991, zu Beginn des ersten Golfkrieges. Der Preisabsturz verstärkte an den Finanzmärkten die Furcht vor einer Wirtschaftskrise im Zuge der Coronavirus-Epidemie und versetzte weltweit Anleger in Panik.
Auch US-Präsident Donald Trump schaltete sich ein und telefonierte mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, wie das Präsidialamt am Dienstag mitteilte. Saudi-Arabien liess unterdessen die Muskeln spielen und kündigte an, den Ölhahn weiter aufzudrehen. Von April an werde der saudische Ölkonzern Saudi Aramco täglich 12,3 Millionen Barrel fördern.
Ölpreis-Sturz bringt Schieferöl-Produzenten in Bredouille
Der niedrige Ölpreis macht vor allem Schieferöl-Produzenten in den USA zu schaffen. Weil sie relativ hohe Förderkosten haben und stark verschuldet sind, sind sie besonders auf höhere Ölpreise angewiesen, um wirtschaftlich fördern zu können. Auch Russland könne nicht ohne weiteres zügig die Öl-Produktion hochfahren, sagten Händler.
Engpässe gebe es vor allem bei den Exportkapazitäten. Weil die russischen Raffinerien vor allem im April und Mai gewartet würden, könnte zusätzlich gefördertes Rohöl aber nur schwer im Inland raffiniert werden. Die Opec-Staaten und die von dem Kartell unabhängigen Förderländer, die sogenannten Opec+, hatten die Produktionsbremse 2017 gestartet, um auf die wachsende Förderung von Schiefergas in den USA zu reagieren und die Märkte zu stabilisieren.
Russland führte die Fraktion von Ölförderstaaten an, die nicht der Opec angehören. Bei dem Kartell ist Saudi-Arabien der Wortführer. Bei einem Treffen in Wien hatte Russland eine drastisch verschärfte Drosselung der Produktion zur Unterstützung der im Zuge der Coronavirus-Epidemie eingebrochenen Preise abgelehnt.
(Reuters)