Lage, Lage, Lage - die alte Immobilienweisheit wird derzeit neu definiert. Das 2016 gegründet Startup PriceHubble hat im vergangen Dezember eine A-Finanzierungsrunde über mehrere Millionen Franken abgeschlossen und zählt unter anderem Swiss Life und Helvetia Holding zu seinen Investoren.

PriceHubble verwendet Daten aus über 150 verschiedenen Quellen, die direkt oder indirekt mit dem Immobilienmarkt zu tun haben, und verbindet so klassische Immobilienbewertung mit sozio-ökonomischen Faktoren. Mietpreisspiegel, Erreichbarkeit für potenzielle Arbeitnehmer und die Bewertung des Restaurants um die Ecke - der selbstlernende Algorithmus sucht nach Zusammenhängen, identifiziert preistreibende Faktoren und kann schnelle, visualisierte Empfehlungen aussprechen, ob der Standort in Zukunft an Attraktivität zulegt.

"Für Asset Manager beschleunigt sich der Due-Diligence-Prozess und ermöglicht mit der Datenanalyse eine sehr spezifische und individuelle Entscheidungsunterstützung", sagt CEO und Co-Founder Markus Stadler gegenüber Bloomberg News.

Dabei dient die Plattform nicht nur Immobilien-Profis, sondern lässt sich auch in kundennahe Produkte umwandeln. So können Immobilienanbieter ihren Kunden mit einer API-Lösung auf ihrer Homepage die Immobilienbewertung per Knopfdruck anbieten. Makler können das Tool zur Kundenberatung nutzen und so den Kunden über den Verkaufszeitpunkt hinaus über die Wertentwicklung auf dem Laufenden halten. Das schaffe Mehrwert für Banken und Makler, um Kunden zu gewinnen, zu halten, weiterzuentwickeln und Transaktionen erst möglich zu machen, sagt Stadler.

Mit Daten langfristige Trends erkennen

PriceHubble will zukünftig die KI auch mit Daten von AirBnB und Tripadvisor versorgen, um langfristige Trends zu erkennen. "Solche Daten bewegen nicht den Preis im Hier und Jetzt, können aber aufzeigen, welches Quartier einem positiven Trend unterliegt und welches nicht", sagt Stadler. Er geht davon aus, dass diese "kreativen Datensets" dabei helfen werden, strukturelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Gleichzeitig ermöglichen individuelle Analysen die Identifizierung von Opportunitäten. Es gehe nicht nur um die Analyse der Daten, sondern auch darum nach einem spezifischen Ergebnis zu suchen. Wenn ein Objekt lange leer steht, sich das definierte Umfeld aber, basierend auf individuellen Vorgaben, gut entwickelt, kann eine Immobilie für den Investor oder Entwickler einen Wert haben, der sich für den Eigentümer so nicht zeigt. Dies ermöglicht laut Stadler gezielt Immobilien anzusprechen, die eigentlich gar nicht auf dem Markt sind.

"PriceHubble verbindet Big Data mit künstlicher Intelligenz im Bewertungsprozess, was so bisher noch selten der Fall ist", sagt Foulques de Sainte Marie, Fondsmanager bei Voisin, einem Tochterunternehmen der französischen Foncière Atland Gruppe, die 449 Objekte über insgesamt 658 Millionen Euro verwaltet.

Voisin plant derzeit einen neuen Fonds aufzulegen, bei dem alle Teile der Wertschöpfungskette, vom Fund-Raising über Investitionen bis zum Asset Management, digitalisiert verlaufen sollen. PriceHubble unterstütze mit dem systematischen, fast schon wissenschaftlichen Ansatz, die Meinungsbildung bei einem Investment und "vervollständigt daher den empirischen Ansatz, basierend auf dem Wissen und der Erfahrung des Investors", sagt er.

Expansion nach Asien

Derzeit lassen sich mit PriceHubble Immobilien in der Schweiz und dem Grossraum Paris analysieren. Das im Dezember eingesammelte Kapital soll zur Expansion genutzt werden, und das Team von derzeit 18 auf gut 30 Mitarbeiter wachsen. Nach Möglichkeit noch in diesem Jahr will PriceHubble auf weitere Immobilienmärkte in Europa und Asien expandieren. Die Plattform sei gut skalierbar, denn Technologie und Algorithmen bleiben die gleichen, während neue Märkte über die lokalen Daten erschlossen werden müssen.

"Wir bewegen uns nicht nur von Land zu Land, sondern auch von Hub zu Hub", sagt Stadler. Zwar lebe Machine Learning von einer breiten Datenbasis, doch würden Investitionsentscheidungen oft in bestimmten Grossräumen getroffen. Daher mache es Sinn, sich auf diese zu fokussieren. Neben London und Berlin könnten auch Hongkong und Singapur die nächsten Expansionsziele sein.

(Bloomberg)