So erwarten erstmals in diesem Jahr mehr Experten eine Verbesserung als eine Verschlechterung. Eine starke Beschleunigung im kommenden Jahr ist allerdings nicht zu erwarten.

Der sogenannte CS-CFA-Society-Switzerland-Indikator, der die Erwartungen der Analysten misst, steht neu bei +12,5 Punkten und hat sich damit gegenüber dem Vormonat um 16,4 Punkte verbessert, wie die Credit Suisse am Freitag mitteilte. Letztmals im positiven Bereich hatte der Index zuvor im Juni 2018 mit plus 8,0 Punkten notiert.

Mittlerweile gehen doppelt so viele Analysten von einer Verbesserung der Schweizer Konjunktur aus als von einer Verschlechterung. Das Abflauen des Handelsstreits, der partielle Deal zwischen den USA und China sowie die nach wie vor robuste Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt dürften zur etwas optimistischeren Stimmung beigetragen haben, meint die CS in ihrem Begleit-Kommentar zur Umfrage, die vom 9. bis 19. Dezember durchgeführt wurde. Auch für Europa haben sich demnach die Aussichten aufgehellt.

Höhere Inflationserwartungen

Der Anteil der Finanzanalysten, die von einer steigenden Inflationsrate in den nächsten sechs Monaten ausgeht, ist derweil etwas gestiegen. Mittlerweile erwarten die Umfrageteilnehmer in der Schweiz, in Europa und in den USA zu ca. 30 Prozent eine steigende und zu ca. 70 Prozent eine unveränderte Inflationsrate.

Die im Dezember abgehaltenen Sitzungen der Zentralbanken scheinen die Befragten zudem dazu veranlasst zu haben, vermehrt von unveränderten kurzfristigen Zinsen auszugehen statt von fallenden, heisst es bei der CS. Vor allem in den USA sei dies der Fall, aber auch in Europa. Hingegen rechne in diesen beiden Regionen, wie auch in der Schweiz nach wie vor ein "beachtlicher" Anteil mit einem Anstieg der langfristigen Zinsen in den nächsten sechs Monaten.

An der Wechselkursfront scheinen die jüngsten Entwicklungen laut CS einige Finanzanalysten zur Annahme bewogen zu haben, dass der Druck auf den Schweizer Franken etwas nachlassen könnte. Dies widerspiegle sich auch in den Erwartungen bezüglich Exportdynamik in den nächsten sechs Monaten. Bei der neuesten Umfrage gehen jedenfalls wieder weniger Analysten von einer fallenden Exportdynamik aus als im Vormonat.

Im Einklang mit BIP-Prognosen

Auf den zweiten Blick ist das Bild der Experten allerdings etwas weniger optimistisch als es auf den ersten Blick scheint. 15 der 24 Umfrageteilnehmer (63%) erwarten nämlich keine Veränderungen bei der Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz.

Und diese Einschätzung deckt sich in etwa mit den Prognosen, welche etwa das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), die Schweizerische Nationalbank (SNB) oder die Prognostiker des Konjunktur-Forschungsstelle KOF der ETH Zürich zuletzt veröffentlicht haben.

Demnach dürfte das Wachstum im kommenden Jahr zwar etwas höher ausfallen als in diesem Jahr. Das Seco etwa geht - nach einem BIP-Wachstum von knapp 1 Prozent im zu Ende gehenden Jahr - von einer Beschleunigung auf 1,7 Prozent aus. Die KOF erwartet ein Plus von 1,8 Prozent und die SNB eines von 1,5 bis 2,0 Prozent. Hauptgrund für die Beschleunigung sind allerdings Spezialeffekte aus dem Sport-Bereich.

Bekanntlich haben etwa der internationale Fussball-Verband Fifa, der europäische Fussballverband UEFA oder das internationale Olympische Komitee (IOC) ihren Hauptsitz in der Schweiz und verbuchen ihre Lizenzeinnahmen aus Vermarktung hierzulande. Und nächstes Jahr stehen mit der Fussball-Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen gleich zwei grössere Anlässe auf dem Programm, während 2019 keine stattfanden.

Der Wirtschafts-Dachverband Economiesuisse meinte jüngst gar: Der Sport-Effekt kaschiert die Tatsache, dass das Wachstum 2020 eigentlich schwächer ausfallen wird als 2019. Dies dürfte allerdings eine etwas gar pessimistische Sichtweise sein.

(AWP)