Gegen den Sensorenhersteller AMS zu wetten, kostete Leerverkäufer in den letzten Wochen viel Geld. Die Aktie des Apple-Zulieferers kostet nahezu 50 Prozent mehr als noch in den ersten Januar-Tagen.

Und es hätte für die Leerverkäufer noch teurer werden können: Doch obwohl der Zahlenkranz für das Schlussquartal 2018 in Bezug auf die Umsatz- sowie die operative Gewinnentwicklung etwas besser als erwartet ausfällt, rechnen Beobachter am Dienstag mit einer negativen Kursreaktion.

Damit spielen sie auf die enttäuschenden Zielvorgaben für das laufende erste Quartal an. Der Sensorenhersteller selbst strebt einen Umsatz zwischen 350 und 390 Millionen Dollar an. Die bereinigte operative Gewinnmarge (EBIT) soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Analysten gehen bisweilen von einem Quartalsumsatz von 416 Millionen Dollar und einer operativen Gewinnmarge von gut 7 Prozent aus.

Auch der Verzicht auf eine Dividendenzahlung wird als enttäuschend bezeichnet. Im Wissen um die kräftig gestiegene Nettoverschuldung überrascht dieser Entscheid allerdings nicht.

An der Schweizer Börse SIX wird die AMS-Aktie noch mit einem Minus von 12,5 Prozent auf 23,60 Franken abgestraft. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 22,50 Franken.

Verbesserungen im weiteren Jahresverlauf erwartet

Mit Ausnahme des etwas prägnanteren Gewinnrückgang berge der Zahlenkranz für das vierte Quartal keine grösseren Überraschungen, so heisst es seitens von Analysten. Enttäuscht zeigt man sich hingegen von den Zielvorgaben für das laufende erste Quartal, liegen diese doch selbst hinter den eher konservativen Annahmen zurück. In Anbetracht saisonaler Gegebenheiten warnen Analysten jedoch vor voreiligen Rückschlüssen der ersten drei Monate auf das gesamte Jahr.

Wie die Bank Vontobel in einer ersten Stellungnahme schreibt, bewegt sich das vorliegende Ergebnis innerhalb der Erwartungen. Mit der soliden Cashflow-Entwicklung gewinnt der Autor dem Ergebnis sogar etwas positives ab. In Bezug auf die Zielvorgaben für das erste Quartal sieht er die bankeigenen Schätzungen jedoch verfehlt. Der Vontobel-Analyst selbst ging bisweilen von einem Umsatz von 421 Millionen Dollar und einer operativen Marge in Höhe von 6 bis 7 Prozent aus. Dank zahlreichen Designpreisen bei optischen Sensoren rechnet er in den kommenden Quartalen mit sequenziell ansteigenden Umsätzen. Dennoch nimmt er das 52 Franken lautende Kursziel für die mit "Buy" eingestufte Aktie in negative Revision.

Versöhnlich zeigt man sich bei der Zürcher Kantonalbank. Ihres Erachtens fällt das bereinigte operative Ergebnis im vierten Quartal leicht besser aus. Gleichzeitig findet sie Gefallen an der starken Zunahme beim operativen Cashflow sowie an der substanziell tieferen Nettoverschuldung. Die AMS-Aktie bleibe unterbewertet und habe sehr viel Negatives eingepreist, so heisst es weiter. Das Anlageurteil lautet deshalb weiterhin "Übergewichten".

Leerverkäufer können erleichtert aufatmen

Wie es bei der UBS Investmentbank heisst, zeichnet sich ein eher schwacher Jahresauftakt ab. Für die grösste Schweizer Bank stehen allerdings die bilanzseitigen Fortschritte der letzten Monate im Vordergrund. Die Nettobarmittel seien gegenüber Ende September um 240 Millionen Dollar gestiegen und um 150 Millionen Dollar höher als erwartet ausgefallen, so die UBS Investmentbank weiter. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 30 Franken ein.

Mit den vorsichtigen Zielvorgaben für das erste Quartal und dem Dividendenverzicht sorgt AMS für Wasser auf die Mühlen der Leerverkäufer. Erhebungen des Beratungsunternehmens IHS Markit zufolge wurde bei Sensorenhersteller per Ende Januar mit fast jeder vierten ausstehenden Aktie auf rückläufige Kurse spekuliert. Die britische Grossbank Barclays kommt sogar auf Leerverkäufe in Höhe von 32 Prozent der ausstehenden Aktien.

Hätte AMS neben einem soliden Zahlenkranz für das Schlussquartal auch mit überzeugenden Zielvorgaben glänzen können, wären die Leerverkäufer wohl dazu gezwungen gewesen, ihre Wetten gegen das Unternehmen zu überdenken. Ein Kursfeuerwerk und schmerzhafte Verluste für die Leerverkäufer wären wohl die Folge gewesen. Doch danach sieht es nicht aus.