Nach einem schwachen 2018 wusste sich die Aktie des Luxusgüterkonzerns Richemont in den ersten Januartagen positiv in Szene zu setzen. Sie stiegen knapp 4 Prozent. Allerdings lassen die am Freitagmorgen veröffentlichten Umsatzzahlen für das Weihnachtsquartal bei Beobachtern Zweifel aufkommen, wonach diese Vorschusslorbeeren tatsächlich gerechtfertigt waren.

Dass der Umsatz um 24 Prozent über dem Vorjahr liegt, ist nämlich in erster Linie der Konsolidierung von Yoox-Net-a-Porter (YNAP) und Watchfinder zu verdanken. Ansonsten weiss der Luxusgüterkonzern weder im Geschäft mit Luxusuhren noch beim Schmuckgeschäft so richtig zu überzeugen. Gerade im Uhrengeschäft werden selbst die pessimistischsten Erwartungen verfehlt.

Dennoch wird die Richemont-Aktie an der Schweizer Börse SIX von Anschlusskäufen erfasst. Sie gewinnt zur Stunde noch 2,4 auf 67,38 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 68,06 Franken.

Überzeugendes Onlinegeschäft

Der Luxusgüteranalystin von Goldman Sachs zufolge deckt sich die Umsatzentwicklung auf Konzernebene denn auch weitestgehend mit den bankeigenen Erwartungen. Dass sich das Tagesgeschäft nach einem schwachen September belebt hat, lässt sie auf ein solides Weihnachtsgeschäft schliessen.

Wie die Analystin weiter schreibt, trug insbesondere der Onlinevertrieb, namentlich YNAP und Watchfinder, deutlich mehr als erwartet zum Konzernumsatz bei. Die Richemont-Aktie wird allerdings weiterhin nur mit "Neutral" eingestuft. Das 12-Monats-Kursziel lautet 81 Franken.

Andere Berufskollegen verweisen darauf, dass der Umsatzbeitrag sowohl im Uhren- als auch im Schmuckgeschäft hinter den Erwartungen zurückgeblieben und der Konzernumsatz letzteren nur dank einem stärkeren Onlinegeschäft gerecht geworden sei. Das Onlinegeschäft sei jedoch mit geringeren Margen verbunden, so lautet der Tenor.

Genau diese mageren Qualitätsaspekte sind es, welche die Zürcher Kantonalbank zu einer Herunterstufung der Richemont-Aktie von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" veranlassen. Der verantwortliche Luxusgüteranalyst stösst sich an der stärker als erwarteten Verlangsamung in den eigenen Boutiquen sowie am leicht enttäuschenden Produktmix. Ausserdem schliesst er nicht aus, dass sich das Umfeld im kommenden Geschäftsjahr weiter eintrüben könnte.

Swatch Group wird in Sippenhaft genommen

Die Inhaberaktie der Swatch Group bleibt hingegen in der Kursentwicklung zurück. Sie gewinnt zur Stunde "nur" 1,6 Prozent auf 301,50 Franken. Der Grund: Analysten ziehen vom enttäuschenden Abschneiden von Richemont im Geschäft mit Luxusuhren negative Rückschlüsse auf die zweite Jahreshälfte des Uhrenherstellers aus Biel.

Anleger werfen die beiden Rivalen seit Jahren immer wieder in denselben "Topf", was auch die verblüffend ähnliche Kursbilanz erklärt. Im vergangenen Jahr büsste die Richemont-Aktie 28,7 Prozent ein, die Inhaberaktie der Swatch Group mit 27,9 Prozent beinahe genausoviel. Die Aktie von Richemont trennen knapp 34 Prozent vom Rekordhoch, jene der Swatch Group hingegen gut 40 Prozent.

Dass Richemont höher in der Gunst der Analysten steht, lässt sich mit dem breiteren Produktangebot, den in den letzten Jahren mittels von Produktrückkäufen bereinigten Absatzkanälen sowie der soliden Bilanz erklären. Zudem haben die Genfer mit der Vollübernahme von YNAP und dem Kauf von Watchfinder ihre Onlinepräsenz kräftig verstärkt.