"In den kommenden paar Jahren wird das Reisen anders sein", sagte Mitgründer Nathan Blecharczyk der Deutschen Presse-Agentur. Mit geschlossenen Grenzen und Corona-Vorsichtsmassnahmen sei derzeit der klare Trend, im eigenen Land und mit dem Auto zu verreisen.

Zugleich komme das Geschäft nach dem Einbruch zu Beginn der Krise wieder kräftig in Gang, betonte Blecharczyk. "Die Erholung war stärker als wir erwartet haben." Die Menschen hätten ein grosses Bedürfnis, wieder rauszukommen - "und wir spüren das". So seien in Deutschland in der vergangenen Woche 60 Prozent mehr Unterkünfte im Inland gebucht worden als ein Jahr zuvor. Der Grossteil der jüngsten Airbnb-Buchungen sei 80 bis 320 Kilometer vom Wohnort der Nutzer entfernt gewesen. Insgesamt sei es aber noch ein weiter Weg zur Normalität: "Der internationale Reiseverkehr wird noch lange Zeit gehemmt bleiben." Auch bei Geschäftsreisen werde eine Erholung noch auf sich warten lassen.

Airbnb wird deswegen in seiner App Reisen in der näheren Umgebung stärker in den Vordergrund rücken, wie das Unternehmen aus San Francisco am Donnerstag ankündigte. Dazu gehören auch Last-Minute-Deals und Freizeit-Angebote. Für Vermieter wurden mit Experten ausführliche Reinigungs-Empfehlungen ausgearbeitet, um die Sicherheit in der Corona-Zeit zu gewährleisten. Airbnb sieht auch als Vorteil gegenüber Hotels in der Corona-Krise, dass man in Apartments keine Interaktionen mit anderen Gästen hat.

Börsengang ist nicht vom Tisch

Airbnb musste in der Krise flächendeckende Stornierungen erlauben und richtete einen Fonds zur Unterstützung betroffener Vermieter ein. Das Unternehmen baute rund jede vierte der zuvor etwa 7500 Stellen ab und besorgte sich zwei Milliarden Dollar frisches Geld. Ungeachtet der Krise sei der ursprünglich für dieses Jahr anvisierte Börsengang weiterhin nicht vom Tisch, sagte Blecharczyk. "Das hängt sehr stark vom Marktumfeld ab." Airbnb sei für den Börsengang vorbereitet - "und wenn der Markt bereit ist und sich die Dinge etwas stabilisiert haben, dann können wir das machen".

Auch das Geschäft mit der Vermittlung von Freizeitangeboten sei in der Corona-Krise durchgestartet: So seien allein in den vergangenen zehn Wochen 70 000 Plätze gebucht worden. Nach früheren Medienberichten zweifelten einige Airbnb-Investoren Investitionen von Firmenchef Brian Chesky in den Ausbau des Freizeit-Geschäfts lange an.

Blecharczyk, der Strategiechef von Airbnb ist, rechnet auch mit langfristigen Auswirkungen auf die Branche und das Geschäft seiner Firma. Da es sich abzeichnet, dass auch in Zukunft mehr von Zuhause aus gearbeitet wird, "eröffnet das neue Möglichkeiten, wie Menschen für den Arbeitgeber ihrer Wahl beschäftigt sein können, ohne dafür an einen bestimmten Ort gebunden zu sein", gab er zu bedenken. Dadurch könnten zum Beispiel junge Menschen alle paar Monate in eine anderen Stadt ziehen, ohne den Job zu wechseln. Einem Apartment-Vermieter wie Airbnb könnte ein solches Verhalten einen neuen Kundenkreis eröffnen.

Airbnb hat weltweit rund sieben Millionen Unterkünfte im Angebot. Nach einer jahrelangen Kontroverse zwischen Airbnb und der Hotelbranche sieht Blecharczyk nun eine stärkere Differenzierung. Aktuell adressiere man vermutlich unterschiedliche Kundengruppen. "Wir sind jetzt sehr fokussiert auf Freizeit-Reisen in ländliche Gebiete. Viele Hotels befinden sich in Städten und hingen immer sehr stark von Geschäftsreisenden ab."

(AWP)