Von Anleihen über Rohstoffe bis hin zur Geldmenge gibt es eine ganze Reihe von Alarmsignalen, die auf eine harte wirtschaftliche Landung hindeuten. "Das wahrscheinlichste Ergebnis ist, dass es eine Rezession geben muss, um die Inflation einzudämmen, in den USA und anderswo", erklärte Stephen Miller, Anlageberater bei GSFM Funds Management. Die Zentralbanken hätten sich viel zu lange an das Narrativ einer nur vorübergehenden Teuerung geklammert. "Die Fed und ihre Kollegen werden die Zinsen viel stärker anheben müssen, als die Märkte erwarten", so Miller. 

Im Folgenden ein Überblick über weithin beobachtbare Indikatoren, die darauf hindeuten, dass eine abrupte Verlangsamung der Konjunktur droht:

1) Renditekurve

Die vielleicht wichtigste Marktentwicklung, die Wachstumsängste schürt, ist der sprunghafte Anstieg der Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen im Vergleich zu ihren zehnjährigen Pendants. Dieser vielbeachtete Abschnitt der Renditekurve ist nun so stark invertiert wie seit 2000 nicht mehr. Eine solche Dynamik war schon vielfach Vorbote einer Rezession.

2) Geldmenge

Dann ist da die erstaunliche Verlangsamung des Geldmengenwachstums, insbesondere inflationsbereinigt. Zwar könnten die Konjunkturmassnahmen zur Abfederung der Corona-Folgen hier verzerrend wirken, einige ernüchternde Denkanstösse bleiben aber.

"Normalerweise würde ein M2-Wachstum von weniger als 3 Prozent auf eine Rezession hindeuten, und zwar auf eine heftige Rezession. Wenn man diesen Datenpunkt aber in den Kontext setzt, ist seine Botschaft alles andere als klar", so Nicholas Colas, Mitbegründer von DataTrek Research. "Das Gegenargument ist, dass das M2-Wachstum 2020/2021 aussergewöhnlich hoch war, weil die Finanz- und Geldpolitik darauf abzielte, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen."

3) Rückgang beim Ölpreis

Die Rohstoffpreise haben sich merklich abgekühlt, was dazu beiträgt, dass sich das Rezessionsnarrativ durchsetzt. Am Ölmarkt ist der Preisanstieg, der auf Russlands Einmarsch in der Ukraine gefolgt ist, wieder komplett verpufft. Dies unterstreicht die Sorge, dass die Zinserhöhungen der US-Notenbank die Konjunktur erheblich schädigen könnten. 

4) BIP-Warnsignale

Zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt deuten daraufhin, dass sich die USA bereits in einer technischen Rezession befinden. Für das laufende Quartal sind die Ökonomen zuversichtlicher: Im Median erwarten sie ein Wachstum von 1,7 Prozent. Es gibt jedoch noch immer einige Volkswirte, die einen weiteren Rückgang der amerikanischen Wirtschaftskraft vorhersagen.

5) Zinssenkungen

Händler am Euro-Dollar-Markt preisen für die USA eine Reihe von Zinssenkungen ein. Dahinter steht die Erwartung einer Abkühlung der Konjunktur, die den Fed-Plänen zuwider läuft, die Zinsen bis Jahresende um weitere 150 Basispunkte anzuheben. Derzeit rechnen die Märkte mit einer abrupten Wende, wobei für das nächste Jahr fast drei Zinssenkungen erwartet werden.

5) Rezessionrisiken 

Bloomberg Economics gehört zu denen, die noch keine bevorstehende Kontraktion des amerikanischen Bruttoinlandsprodukt prognostizieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist laut einem BE-Indikator jedoch auf 40 Prozent gestiegen. US-Chefökonomin Anna Wong sieht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten 12 Monaten. Eine erhebliche Verlangsamung des Wachstums schliesst sie indessen nicht aus.

(Bloomberg)