Obwohl Twitter das Angebot von Tesla-Chef Elon Musk am 24. April angenommen hat, liegt der Aktienkurs weiterhin hartnäckig unter dem Angebotspreis von 54,20 Dollar pro Aktie. Der Titel müsste noch um 13 Prozent steigen, um diesen Wert zu erreichen. Der Grund für diesen Abschlag ist die am Markt immer noch bestehende Skepsis, ob die Übernahme schlussendlich zustande kommt. Zudem konnte sich die Twitter-Aktie dem Tech-Ausverkauf an der Wall Street nicht entziehen - der Titel verlor am Montag 3,7 Prozent.

Der Grund für die weiter bestehende Skepsis gegenüber dem Zustandekommen der Übernahme liegt bei Elon Musk selbst. Dieser behauptete im Jahr 2018, dass er sich die Finanzierung gesichert habe, um Tesla zu einem Preis von 420 Dollar zu privatisieren. Obwohl das offenbar gar nicht stimmte. Vor allem diese Episode hat ihn Glaubwürdigkeit gekostet, auch an der Wall Street.

Twitter-Aktien bieten eine Risikoarbitrage-Möglichkeit

Diese bestehende Spanne zwischen dem aktuellen Kurs und dem Angebotspreis bietet Investoren und Investorinnen jedoch eine interessante Wette. Die Aktie könnte den Übernahmepreis erreichen und damit schlussendlich eine ordentliche Kursrendite abwerfen. Dies ist eine so genannte Risikoarbitrage-Möglichkeit.

"Die Leute, die jetzt darauf wetten, sind wahrscheinlich Arbitrage-Investoren", so Angelo Zino, leitender Branchenanalyst beim Marktforschungsunternehmen CFRA Research, gegenüber der Finanzplattform Markets Insider.

Kein Geringerer als der legendäre Investor Warren Buffett hat vor kurzem eine ähnliche Wette abgeschlossen. Dieser gab vorletztes Wochenende bekannt, dass er mehr Activision-Aktien gekauft hat, während sie unter dem Übernahmepreis von Microsoft lagen. Der Anteil an Activision wurde von 2 auf 9,5 Prozent aufgestockt. Activision sei durch das Übernahme-Angebot zu einer dieser Aktien geworden, deren Wert nicht davon abhängt, was der Markt macht, begründete Buffett den Zukauf.

Twitter-Angebot von Elon Musk gewinnt an Gläubwürdigkeit

Aber die Arbitragemöglichkeit bei Twitter-Aktien könnte sich bald schliessen. Die Bekanntgabe von Elon Musk vom vergangenen Donnerstag, dass er sich zusätzliche 7 Milliarden Dollar an Fremdmitteln gesichert hat, verleiht dem Angebot grössere Glaubwürdigkeit. Es ist nach Ansicht von Analysten ein Geschäft, das fast abgeschlossen ist.

Zudem hat die Tatsache, dass einige grosse Namen in den Deal investieren, das Vertrauen in das Geschäft gestärkt. Musk sagte, er habe Zusagen von 19 Investoren erhalten, darunter 1 Milliarde Dollar von Oracle-Mitbegründer Larry Ellison, 850 Millionen Dollar von der Beteiligungsgesellschaft Sequoia Capital, 500 Millionen Dollar von der Kryptobörse Binance und 400 Millionen Dollar von der Wagniskapitalfirma Andreessen Horowitz.

"Er macht Fortschritte. Er zeigt, dass er die Sache sehr ernst nimmt", schrieb Don Bilson, Analyste beim Marktforschungsunternehmen Gordon Haskett, in einer Notiz vom vergangenen Donnerstag. Zu den positiven Signalen gehört auch, dass Musk Berichten zufolge plant, sich selbst zum vorübergehenden CEO zu ernennen. Ebenfalls steht die Möglichkeit im Raum, den ehemaligen CEO Jack Dorsey, der 2,4 Prozent von Twitter besitzt, zurückzuholen.

Geschäft zu 95 Prozent abgeschlossen

Und Musk könnte noch mehr neue Investoren ins Boot holen. Diese könnten Musk schlussendlich zum "Sieg" verhelfen. Dan Ives, Analyst bei der Investmentfirma Wedbush, sagte, dass die Ankündigung der Finanzierung am Donnerstag "die Chancen für den Abschluss des Twitter-Geschäfts deutlich erhöht hat". Die Wall Street betrachte das Geschäft nun als zu 95 Prozent abgeschlossen. 

Zino von CFRA sieht nur wenige regulatorische Hindernisse für die Übernahme von Twitter und sagte voraus, dass der Abstand zwischen dem Aktienkurs und dem Angebotspreis in der zweiten Jahreshälfte auf unter 5 Prozent sinken könnte. Auch in diesem Fall würde sich Stand heute die Risikoarbitrage schlussendlich auszahlen.

ManuelBoeck
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