Die Übernahme der Kontrolle über den Speicher in Haidach nahe Salzburg könnte einen Wendepunkt in den Beziehungen Wiens zu Moskau markieren. Das Alpenland bezieht rund 80 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland, und seine exportorientierte Wirtschaft rechnet noch mindestens weitere fünf Jahre mit Lieferungen.

Die Kürzung der russischen Erdgaslieferungen stellen die Einigkeit der Europäischen Union als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine auf die Probe. Ausreichende Gasreserven sind ein Schlüssel zur Bewältigung von Nachfragespitzen bei Heizung und Strom im Winter.

Austro-Unternehmen bereiten sich schon auf mögliche Vergeltungsmassnahmen vor. Der Kreml könnte etwa auf Vermögenswerte der OMV in Russland zugreifen, berichtete die Tageszeitung Die Presse am Mittwoch. Die teilstaatliche OMV ist mit 25 Prozent an dem russischen Gasfeld Juschno Russkoje beteiligt. OMV wollte sich zu dem Bericht nicht äussern.

Die Ölfirma - hervorgegangen 1956 nach dem Abzug der Alliierten aus Österreich aus der “Sowjetischen Mineralölverwaltung” - bekräftigte am Mittwoch, dass das Russland keine Kernregion mehr darstelle. Nach der Abschreibung von mehr als 2 Milliarden Dollar an Investitionen in Russland betrage ihr verbleibendes Engagement nur mehr 2 Prozent der Bilanzsumme - was etwa 1 Milliarde Euro entspricht.

Während russisches Gas weiterhin in wichtige ostösterreichische Speicher fliesst, die zu etwa drei Fünfteln gefüllt sind, bedeuten die leeren unterirdischen Kavernen in Haidach, dass insgesamt weniger als die Hälfte der Kapazität genutzt wird. Das neue Gesetz erlaubt es der Regierung in Wien, Speicher zu übernehmen, die bis zum 1. Juli nicht mindestens 10 Prozent ihrer Kapazität genutzt haben.

Haidach wurde von Gazprom und der deutschen Wingas mit einem Kostenaufwand von 300 Millionen Euro gebaut. Betrieben wird es von der österreichischen RAG. Die Anlage hat eine Speicherkapazität von etwa 2,6 Milliarden Kubikmetern Gas, was 33 Terawattstunden entspricht und den österreichischen Verbrauch von etwa vier Monaten deckt.

Allerdings ist der Speicher an das Gasnetz des Landes derzeit nicht einmal angeschlossen, weswegen es einer Koordinierung bedarf, um ihn zu befüllen. Die einzigen Pipelines, die nach Haidach führen, kommen aus dem nahe gelegenen Bayern.

(Bloomberg)