Wie viele europäische Landwirte, deren Weizenpläne von einem nassen Herbst durchkreuzt wurden, wartete der Brite auf eine Wetter-Besserung und setzte auf später angepflanzte Sommersorten wie Gerste, die er an Mälzer verkaufen will. Das Timing hätte nicht schlechter sein können.

Die Schliessung von Pubs und Restaurants sowie die Absage von Sportveranstaltungen und Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest haben die Nachfrage nach Malz zur Herstellung von Bier und Whisky absacken lassen.

Brauereien und Malzproduzenten haben Anlagen geschlossen oder zurückgefahren, während die europäischen Lagerbestände an Gerste dem höchsten Wert in einem Jahrzehnt entgegen gehen. Das bedeutet, dass landwirtschaftliche Betriebe möglicherweise Getreide billiger als Tierfutter abgeben müssen.

«Was passiert und wie es ausgeht, weiss ich nicht», sagte Askew von seiner Farm in Nordengland aus. «Die Pflanzen sind im Boden, wir müssen abwarten, wie die Ernte wird. Aber wer wird sie kaufen?»

Niedrigster Stand seit mindetens 2015

Etwa ein Sechstel der weltweiten Gerste wird für Malz verwendet. Allerdings ist der Anteil in Regionen mit umfangreichen Bier- und Whiskysektoren höher. Die Lagerbestände in der Europäischen Union, dem grössten Anbaugebiet, werden in der nächsten Saison um 14 Prozent auf 6,6 Millionen Tonnen steigen, wie Daten der US-Regierung zeigen. Der Preis für französische Braugerste fiel vor kurzem auf den niedrigsten Stand seit mindestens 2015.

Malzgerste muss in bestimmten Silos gelagert werden, um die Qualität zu erhalten. Mit der nächsten Ernte ab etwa Juni haben viele Anbauer keinen Platz mehr, ihre Vorräte auf ihren Höfen zu lagern, bis sich die Nachfrage erholt.

Das belgische Unternehmen Boortmalt, der weltweit führende Malzhersteller, geht davon aus, dass es seine Käufe bei den Landwirten reduzieren wird, während Malteurop vorübergehend vier nordamerikanische Anlagen geschlossen hat.

«Es gibt keinen Handel für die Malzernte, weil es keine Nachfrage gibt», sagte Brent Atthill, Geschäftsführer der RMI Analytics. «In der Tat ist es eher umgekehrt, dass Mälzer versuchen, Gerste loszuwerden, da sie ziemlich genau prognostizieren können, dass sie die nicht benötigen. Sie wissen, dass derzeit die nächste Ernte angebaut wird.»

Der Preisaufschlag für Braugerste gegenüber der Futtermittelsorte hat sich aufgrund der gesunkenen Nachfrage verringert, und die Preise insgesamt könnten weiter fallen, sagte er. Die US-Regierung geht davon aus, dass die weltweiten Gerstenvorräte in der nächsten Saison um fast 7 Prozent auf ein Fünfjahreshoch ansteigen werden.

Weggeschüttetes Bier

In den USA ist bei kleinen Brauereien der grösste Teil ihres Marktes zum Erliegen gekommen, und Fassbier, das bei Brauereien feststeckt oder an Einzelhändler geliefert wird, die bald geschlossen werden, wird weggeschüttet, in Handdesinfektionsmittel umgewandelt oder kompostiert, berichtet der Verband Brewers Association aus Colorado. In Europa versuchen Mälzer, die Lieferung von Gerste zu verschieben oder zu stornieren, sagte der deutsche Verband Braugersten Gemeinschaft.

«Die ganzen Stadien und Restaurants haben geschlossen - das ist eine Menge Bier, das nicht getrunken wird», sagte Wade McAllister, stellvertretender Vorsitzender der Alberta Barley Commission. «Man kann zu Hause gar nicht so viel Bier trinken, um das zu kompensieren.»

Aber nicht nur die Abschwächung bei Bier beunruhigt die Bauern. Laut der Scotch Whisky Association ist die Nachfrage nach Getreide zurückgegangen, da die Betriebe zurückgefahren werden. Sie hofft jedoch auf eine rasche Erholung, wenn die Beschränkungen gelockert werden.

Auswirkungen könnten bis zu zwei Jahre andauern

Letztes Jahr ging in Schottland mehr als die Hälfte der Sommergerste in die Malzproduktion zur Belieferung der Whisky-Produzenten, die hier die weltweit höchste Konzentration haben.

«In vier bis fünf Monaten oder wegen der Wintergerste sogar schon vorher wird das Getreide abgeerntet werden und irgendwohin gebracht werden müssen», sagte Peter Loggie, Manager für Erntestrategie bei der National Farmers Union Scotland. «Das ist ein grosses Problem.»

Für Bauer Askew wird der Gerstenmarkt auch dann noch lange schleppend bleiben, wenn die Getränkebranche in diesem Jahr wieder anläuft.

«Es wird einen grossen Überhang dieses Produkts noch im nächsten Jahr geben», sagte er. «Die Auswirkungen werden viel länger als nur die nächsten sechs Monate zu spüren sein. Es werden eher 18 Monate bis zwei Jahre sein. »

(Bloomberg)