Bei Geberit war der Jahresumsatz schon seit Mitte Januar bekannt. Nun legt der Sanitärtechnikspezialist aus Rapperswil-Jona mit überzeugenden Gewinnkennzahlen nach. Mit 925 Millionen Franken übertrifft der operative Gewinn (EBITDA) die Analystenschätzungen von 916 Millionen Franken klar. Auch der Reingewinn fällt mit 642 Millionen Franken höher aus.

Für enttäuschte Gesichter sorgt hingegen die 11,40 Franken je Aktie schwere Dividende. Experten hatten durchschnittlich mit einer Ausschüttung in Höhe von 11,80 Franken gerechnet, wobei die kühnsten Vertreter dieser Berufsgruppe gar von bis zu 14,34 Franken je Aktie ausgegangen waren.

Zurückhaltung wegen der Gefahr steigender Rohmaterialkosten?

Kommt hinzu, dass sich das Unternehmen für das laufende Jahr vorerst noch bedeckt hält. Die zukunftsgerichteten Aussagen sind vorsichtig und nicht sehr verbindlich.

Das setzt mittlerweile auch der Geberit-Aktie zu. Zur Stunde verliert sie gar 3,1 Prozent auf 557 Franken.

Beobachter erklären sich die nur leicht höhere Jahresdividende und die vorsichtigen zukunftsgerichteten Aussagen nicht zuletzt auch mit den zuletzt stark gestiegenen Rohstoffpreisen. So schliesst gerade Kepler Cheuvreux nicht aus, dass höhere Rohmaterialkosten im Jahresverlauf auf die Margen drücken und dem Unternehmen so Kopfschmerzen bereiten könnten. Der Broker stuft die Aktie trotz leicht tieferer Gewinnschätzungen wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 585 Franken ein.

Warten auf die klärende Telefonkonferenz

Auch bei Vontobel ist man sich des Problems bewusst und geht neben steigenden Rohmaterial- auch von höheren Lohnkosten aus. Beides werde aufs diesjährige Gewinnwachstum drücken, so die Zürcher Bank weiter. Sie hebt einerseits den starken und rekordhohen freien Cash Flow, andererseits aber auch die Fortschritte beim ESG-Profil des Unternehmens hervor. Vontobel stuft die Aktie ebenfalls mit "Hold" ein, kommt aber auf ein Kursziel von 595 Franken.

Geberit habe in einem schwierigen Umfeld die eigenen Stärken ausgespielt, hält die Zürcher Kantonalbank fest. Ihres Erachtens ist es der starken Marktstellung, dem umsichtigen Krisenmanagement sowie der soliden Bilanz zu verdanken, dass das Unternehmen weitere Marktanteile von Konkurrenten gewinnen konnte, die teilweise mit Lieferproblemen zu kämpfen hatten. Geberit habe jedoch auch von tieferen Marketing- und Reisekosten profitiert. Nun sei mit einer Normalisierung dieser Kosten zu rechnen. Die Zürcher Kantonalbank hält am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil fest.

Wie Geberit-Chef  Christian Buhl an der Telefonkonferenz verriet, liegen die Rohmaterialpreise im laufenden Quartal wohl um rund 4 Prozent über dem Vorjahr. Ab dem zweiten Quartal rechnet er deshalb mit erheblichem Gegenwind und will die Absatzpreise erhöhen.