“Als wir zum ersten Mal Sanktionen gegen Russland verhängten, schufen wir eine Ausnahmeregelung, die eine gewisse Zeitspanne für einen geordneten Übergang vorsah und es den Anlegern ermöglichte, Wertpapiere zu verkaufen”, sagte Yellen auf einer Pressekonferenz in Bonn vor einem Treffen mit Kollegen aus den G-7. “Die Erwartung war, dass sie zeitlich begrenzt sein würde. Ich denke, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Erlaubnis auslaufen wird.”

Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass das Office of Foreign Assets Control des US-Finanzministeriums die Ausnahme wahrscheinlich am 25. Mai auslaufen lassen wird. Die kurz nach der ersten Sanktionsrunde gegen Russland gewährte Regel hat Moskau Spielraum für die Zahlung von Kupons in Dollar verschafft. Der Kreml konnte bisher alle Zahlungen leisten und sich trotz anderer sanktionsbedingter Hindernisse durch das Gewirr der Sanktionen hindurch schlängeln.

Gegen eine Verlängerung entschieden

Die Finanzmärkte preisen nun einen wohl unausweichlichen Ausfall ein. Absicherungen für russische Staatsschulden verteuerten sich am Mittwoch und implizieren nun eine Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent für einen Zahlungsausfall binnen eines Jahres.

Einige hochrangige US-Beamte hatten hinter vorgehaltener Hand argumentiert, dass die Sondererlaubnis die russische Staatskasse leeren und Ressourcen umleiten würde, die sonst für Waffen und militärische Operationen in der Ukraine zur Verfügung stünden. Doch letztlich hat sich die Regierung gegen eine Verlängerung entschieden, um den finanziellen Druck auf Moskau zu erhöhen, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Laut Yellen ist die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen, aber die Verlängerung sei sehr unwahrscheinlich.

Ein interessanter Fall

Letztendlich werden die Zahlungen an die Anleihegläubiger in den Schatten gestellt durch das Geld, das das Land jede Woche mit dem Export von Öl, Gas und anderen Rohstoffen verdient. Ein möglicher Zahlungsausfall würde also nicht an finanzieller Zahlungsunfähigkeit liegen.  

“Das ist ein interessanter Fall”, sagte Matthew Vogel, ein in London ansässiger Portfoliomanager und Leiter des Sovereign Research bei FIM Partners. Russland würde “zu einem Schuldner, der verzweifelt Zahlungen leisten will, es aber nicht darf”.

Die nächsten Zahlungen Moskaus sind am 27. Mai fällig. Dabei geht es um einen Dollar- und einen Eurobond mit Fälligkeit in den Jahren 2026 und 2036. Der Dollarbond kann auch in Euro, Schweizer Franken oder Pfund Sterling bedient werden, die auf Euro lautende Anleihe hat eine Klausel, die auch eine Auszahlung in Rubel erlaubt.

(Bloomberg)