Zwei Tage vor den Jahreszahlen gab Nestlé den teilweisen Verkauf seiner Beteiligung am französischen Kosmetik-Hersteller L'Oréal bekannt. Der Abnehmer ist L'Oréal selbst. Dafür erhält Nestlé einerseits die zweiten 50 Prozent am Hautprodukte-Produzent Galderma und andererseits einen Barbetrag von 3,4 Milliarden Euro. Die Nestlé-Aktie reagiert darauf mit einem Abschlag von knapp 1 Prozent.

Dieser Aktien-Deal beeinflusst den bevorstehenden Zahlenkranz des grössten Schwergewichts im Swiss Market Index (SMI) noch nicht, er kommt erst im ersten Quartal 2014 zum Tragen. Aber auch dann werde sich die Transaktion nur unmerklich in den Nestlé-Zahlen niederschlagen, sagt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy im Video-Interview. Galderma hat letztes Jahr 2 Milliarden Umsatz gemacht, was die 100 Milliarden von Nestlé nur wenig aufstockt.

Die Bank Vontobel rechnet unter dem Strich für das Geschäftsjahr 2013 mit einem Umsatzwachstum von 3,6 Prozent und einer Gewinnsteigerung von 3,2 Prozent. Beim organischen Wachstum liegt Nestlés selbst formuliertes Ziel auf lange Frist bei 5 bis 6 Prozent – Marktbeobachter rechnen aktuell hingegen mit einem leicht tieferen Plus von 4,7 Prozent. Bereits im ersten Halbjahr hatte Nestlé die Erwartungen mit einem Wachstum von 4,1 Prozent leicht verfehlt und darauf den Ausblick für das Gesamtjahr nach unten korrigiert.

Margen unter Druck

Das stockende organische Wachstum liegt vor allem am schwachen Konsumentenvertrauen in den Industrieländern sowie am niedrigen Wachstum in den Schwellenländern. Gerade die zögerliche Konjunkturentwicklung in den aufstrebenden Märkten dürfte die Margen weiter unter Druck setzen.

Der Aktie von Nestlé trauen Marktbeobachter allerdings deutliche Avancen zu. Am optimistischsten sind die Analysten von Vontobel. Sie erachten ein Kursziel von 76 Franken als realistisch – am Dienstag notiert der Titel bei einem Wert von 67 und hat somit in diesem Jahr 2,6 Prozent dazugewinnen können. Für Morgan Stanley bleibt Nestlé erste Wahl unter den europäischen Lebensmittel-Aktien, wie die Bank in einem Marktkommentar schreibt.

Potenzial von 10 Milliarden

Und laut der Neuen Helvetischen Bank gehört Nestlé gar in jedes Portfolio. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 Prozent sei der Titel im historischen Vergleich günstig bewertet und auch die attraktive Dividendenrendite von 3,5 Prozent sowie die hervorragende Positionierung in strukturellen Wachstumsmärkten spreche für die Westschweizer.

Nestlé-Aktionäre dürften sich noch aus einem zweiten Grund freuen. Das Geld aus dem L'Oréal-Deal soll für ein Aktienrückkaufprogramm eingesetzt werden, dessen Gesamthöhe aber noch unbestimmt ist. Sicher ist hingegen, dass die Nestlé-Kasse prall gefüllt ist. Zu den L'Oréal-Milliarden kommt weiterer Cash aus den Verkäufen der Sportnahrungshersteller PowerBar und Musashi sowie des Givaudan-Aktienpakets. "Nestlé hat das Potenzial, einen Aktienrückkauf von über 10 Milliarden Franken zu finanzieren", so die Prognose von Analyst Bertschy.

Im Video-Interview sagt Jean-Philippe Bertschy zudem, welche Wachstumschancen sich Nestlé durch den Galderma eröffnen.