Der Schweizer Aktienmarkt ist fest in der Hand grosser angelsächsischer Marktakteure. Insbesondere Goldman Sachs wird eine gewaltige Marktmacht nachgesagt. Die amerikanische Grossbank gilt als gut vernetzt, besetzen doch unzählige ehemalige Mitarbeiter wichtige Positionen in Wirtschaft und Politik.

Heftig fallen für gewöhnlich auch die Kursverschiebungen aus, wenn die Aktienanalysten von Goldman Sachs eine Schweizer Aktie auf die viel beachtete "Conviction Buy List" setzen.

In einer Studie zur europäischen Investitionsgüterindustrie setzt die amerikanische Grossbank nun die Aktie von Geberit auf die Liste der Schlüsselkaufempfehlungen. Nicht ohne Grund, liegt das neu mit 385 Franken angegebene 12-Monats-Kursziel doch knapp 100 Franken über dem Schlussstand vom Mittwoch.

Wird das Wachstumspotenzial unterschätzt?

Die Wachstumsaussichten europäischer Investitionsgüterhersteller hätten sich zwar eingetrübt, so die Verfasser der Branchenstudie. Das gelte allerdings nicht für das Ostschweizer Sanitärtechnikunternehmen. Geberit werde auch über die nächsten fünf Jahre überdurchschnittlich stark wachsen und in dieser Zeit den freien Cash Flow nahezu verdoppeln.

Die Analysten begründen diese Prognosen mit Marktanteilsgewinnen in der Schlüsselregion Europa, mit strukturellen Wachstumsaussichten in den Schwellenländern sowie mit dem Siegeszug von Duschtoiletten. Gerade in Europa sei in diesem hochmargigen Geschäftszweig mit einer stärkeren Marktdurchdringung zu rechnen.

Mit dieser aggressiven Kaufempfehlung für die Geberit-Aktie steht Goldman Sachs nicht alleine da. Keine andere Bank führt derzeit jedoch ein ähnlich hohes Kursziel für das Traditionsunternehmen. Und bei weitem nicht alle Berufskollegen teilen die geradezu euphorische Haltung der Verfasser der Branchenstudie.

Jetzt noch beim Ostschweizer Sanitärunternehmen aufzuspringen, braucht denn auch Mut. Denn mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 auf den Konsensschätzungen für das kommende Jahr liegt die Bewertung ganz am oberen Ende der historischen Bandbreite. Kommt dazu, dass Geberit über die nächsten Jahre nicht mehr ganz so stark wachsen wird wie in der Vergangenheit.