Der Franken hatte zum Euro am Donnerstag erstmals seit Aufgabe des Mindestkurses im Januar 2015 die Marke von 1,20 durchbrochen. Er fiel am Donnerstag auf 1,20017, anschliessend machte die Schweizer Devise einen Teil des Rückgangs wieder wett. Am Freitag wurde die 1,20 Marke zwischenzeitlich erneut überboten.

Das Überschreiten dieser Linie ist zwar weitgehend symbolisch, bedeutet aber, dass SNB-Präsident Thomas Jordan und seine Kollegen - die seit Jahren gegen einen hoch bewerteten Franken kämpfen - ein Problem weniger haben, über das sie sich den Kopf zerbrechen müssen. Dennoch wird die Zentralbank vorsichtig bei allen Massnahmen sein, die zu einer Aufwertung der Währung führen könnten. So haben die Notenbanker wiederholt gewarnt, dass die Finanzmärkte "fragil" bleiben.

Bloombergs Devisenumfragen stützen diese vorsichtige Haltung: Die mittlere Schätzung für Euro-Franken zeigt ein Niveau von 1,18 pro Euro für Ende 2018.

"Die SNB wird sehr akkommodierend bleiben", erwartet Jessica Hinds, Volkswirtin bei Capital Economics in London. "Ich denke, sie werden sehr erfreut sein, den Franken bei 1,20 zu sehen, aber ich denke, dass sie die Zinsdifferenz zur EZB beibehalten wollen. "

Erster Zinsanstieg wird erst Ende 2019 erwartet

Als die Europäische Zentralbank vor drei Jahren ihr Programm der quantitativen Lockerung startete, liess die SNB den 2011 eingeführten Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro fallen und ersetzte diesen durch einen Einlagenzinssatz von minus 0,75 Prozent sowie die Zusicherung, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.

Ökonomen erwarten laut einer monatlichen Umfrage - die vor dem Erreichen der Marke von 1,20 durchgeführt wurde - , dass die SNB ihren Einlagensatz in den ersten neun Monaten 2019 auf dem aktuellen Niveau halten wird, bevor sie ihn im Schlussquartal um 25 Basispunkte anhebt. Das wäre der erste Anstieg seit 2007.

Zwar steht ein Wechsel der Politik nicht unmittelbar bevor, aber die UBS sieht den Franken nun fair bewertet, was die Tür zu einem eventuellen Kurswechsel öffnet.

"Für die Wirtschaft ist es natürlich eine sehr gute Nachricht, dass wir diese Abwertung haben", sagt UBS-Ökonom Alessandro Bee. "Das wirft die Frage auf, ob sie die Zinsen irgendwann etwas anheben. Oder wenigstens ein Zeichen in diese Richtung geben - bisher waren sie sehr vorsichtig. "

(Bloomberg)