Siemens Energy will ihre spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa komplett übernehmen. Siemens Energy bietet 18,05 Euro je Aktie in bar, wie das Energietechnik-Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung am Samstag in München mitteilte. Insgesamt müsste Siemens Energy damit für die restlichen Gamesa-Anteile gut vier Milliarden Euro hinblättern. Ziel sei es, Siemens Gamesa von der Madrider Börse zu nehmen. Siemens-Energy-Chef Christian Bruch hofft, das Sorgenkind damit enger an die Kandare nehmen zu können und dessen Sanierung zu beschleunigen. Siemens Energy hält bereits 67,1 Prozent der Anteile an der spanischen Tochter, kann diese bisher aber wegen der eigenständigen Börsennotiz nur über den Aufsichtsrat kontrollieren.

Bruch will auf einem Kapitalmarkttag am Dienstag (24. Mai) seine Strategie für die nächsten Jahre vorstellen. Siemens Gamesa ist eigentlich der Hoffnungsträger für den Hersteller von Gas- und Dampfturbinen, macht aber seit Jahren mit Verlusten, verfehlten Gewinnprognosen und operativen Problemen Negativ-Schlagzeilen. Bei der neuen Windturbinen-Generation 5.X gibt es grosse Anlaufschwierigkeiten, zudem laufen Siemens Gamesa die Kosten für Rohstoffe davon, während in den Lieferverträgen mit den Kunden feste Preise vereinbart sind.

"Die Transaktion wird das Management bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen bei Siemens Gamesa unterstützen", hiess es in der Mitteilung. Das integrierte Unternehmen könne von erheblichen Kosten- und Umsatz-Synergien profitieren. Bruch hatte die Zahlen von Siemens Gamesa zuletzt als enttäuschend bezeichnet, sich aber zur Windkraft als wesentlichem Teil der Strategie bekannt. Die Situation bei Gamesa habe sich seit der jüngsten Gewinnwarnung aber noch verschärft.

Aufstockung mit Eigenkapital

Das Übernahmeangebot für Siemens Gamesa liegt acht Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag von 16,75 Euro. Allerdings war die Aktie bereits in den vergangenen Tagen kräftig gestiegen, nachdem sich die Übernahmepläne Insidern zufolge konkretisiert hatten. Vor den ersten Spekulationen Anfang der Woche lag das Papier bei 14,13 Euro. Um Siemens Gamesa von der Börse zu nehmen, brauchen die Münchner nach spanischem Recht 75 Prozent der Anteile.

Siemens Energy will die Aufstockung zum überwiegenden Teil mit Eigenkapital finanzieren. Bis zu 2,5 Milliarden Euro will das Unternehmen mit Aktien und Hybridanleihen stemmen, um das Investment-Grade-Rating nicht zu verlieren. Ein erster Schritt könne eine Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht sein, die auf zehn Prozent des Grundkapitals beschränkt ist und in der Regel über Nacht bei Investoren platziert wird. Die Brückenfinanzierung bis dahin stellen die Investmentbanken Bank of America und JPMorgan zur Verfügung.

(Reuters)