Schroders, Privatbank und Asset Manager mit Sitz in London, erwartet in den nächsten zehn Jahren bei Aktien deutlich tiefere Renditen, als sie in den vergangenen zehn Jahren verzeichnet worden sind. Brachten Aktien aus der Eurozone zwischen 2009 und 2019 noch 10,8 Prozent Kursgewinn ein, dürften dies laut Schroders von heute bis 2028 nur noch 4,1 Prozent sein.

Bei amerikanischen, britischen und japanischen Aktien ist die Tendenz gleich – nur bei Schwellenlandanlagen wird sich die Rendite noch steigern, wie folgende Grafik zeigt:

Historische Renditen und Renditeerwartungen für Aktien aus verschiedenen Märkten (Grafik: Schroders).

Dies heisst natürlich nicht, dass Anleger nur noch mit Schwellenland-Aktien glücklich werden. Gemäss Schroders müssen Anlegerinnen und Anleger aber gewisse Folgerungen ziehen.

"Wir müssen akzeptieren, dass wir in einer Tiefzinswelt leben und dass die Bewertungen nicht mehr besonders billig sind", sagt Simon Webber, der für den Londoner Vermögensverwalter als Portfoliomanager für globale Aktienmärkte tätig ist, im Video-Interview mit cash.ch. Es sei ein Fehler, höhere Risiken einzugehen, nur um die gewohnten Renditen zu erreichen. Er rät auch davon ab, aus reinen Renditeüberlegungen heraus auf sehr hohe Dividenden zu setzen: "Ein Unternehmen mag künftig nicht in der Lage sein, hohe Dividenden nachhaltig weiter auszahlen zu können."

Wichtiger seien die Aussichen von Unternehmen. Für soliden Cashflow zum Sicherstellen von guten Dividendenzahlungen und für intakte Wachstumsschancen stehen für Webber beispielsweise Firmen aus der Gesundheitsbranche und der Medizialtechik. "Wir haben unsere Positionen in diesen Bereichen ausgebaut." Paradebeispiel für die Brache ist laut Webber Roche: "Dieses Unternehmen hat eine unglaublich gute Pipeline mit innovativen neuen Produkten."

Elektromobilität und erneuerbare Energien

Die Krise der Autoindustrie bedeutet aus Sicht von Schroders indessen, dass sich Investoren noch verstärkt der Entwicklung der E-Mobilität annehmen müssen. Ein Ansatz bietet die Zulieferindustrie für die Batterien, oder auch die Stromüberwachung, ein Bereich, in dem beispielsweise der deutsche Halbleiterkonzern Infineon tätig ist. Auf dem aufsteigenden Ast – und an der Börse günstig bewertet – ist auch die Wind- und die Solarindustrie.

Reduziert wurden in Webbers Team Positionen in der Versorger- und Immobilienbranche. Der Markt habe diese als Ersatz für Obligationen verwendet und damit die Bewertungen in die Höhe getrieben. Das sich wandelnde Bewusstsein im Zusammenhang mit dem Klimawandel bedeute auch, dass der traditionelle Energiesektors in Schwierigkeiten gerate: "Neuere, sauberere Energieformen werden die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen unter Druck setzen."

Das Gespräch mit Simon Webber wurde in London während einer Pressereise aufgezeichnet, zu der cash.ch von Schroders eingeladen wurde.