Der Teil des Gesprächs am 3. September 2019 zum Thema Wirecard dauerte nicht länger als zwei Minuten. Merkel habe sich im Verlauf nicht festgelegt und ihn darauf verwiesen, mit Ihrem Stab über das Ansinnen zu reden, erinnert sich der Ex-Minister, der als Wirtschaftsberater für Wirecard bei der Kanzlerin vorstellig geworden war.

"Wenn ich auch nur den leisesten Zweifel gehabt hätte, hätte ich niemals mit ihr über Wirecard gesprochen,“ sagte der frühere Wirtschafts- sowie Verteidigungsminister am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Berlin. Ein solcher Betrug “war einfach nicht vorstellbar", so zu Guttenberg.

Der Fall Wirecard ist zum größten deutschen Wirtschaftsskandal der jüngeren Geschichte geworden. Der inzwischen insolvente frühere Dax-Konzern soll über Jahre mit Scheinbuchungen seine Bilanzen aufgebläht haben. Im Untersuchungsausschuss des Bundestags gehen die Parlamentarier nun der Frage nach, wie die mutmaßlich kriminellen Machenschaften des Unternehmens über Jahre hinweg unentdeckt bleiben konnten und warum die Behörden den Betrug nicht aufdeckten.

Wirecard hatte zu Guttenbergs Beratungsfirma Spitzberg Partners im Jahr 2016 mandatiert, um Übernahmemöglichkeiten in Nordamerika auszukundschaften, so der ehemalige Minister. Später sei es dann um den Markteintritt des Unternehmens in China gegangen. Nach dem Treffen mit zu Guttenberg hatte sich Merkel nach eigener Auskunft bei einer China-Reise im Jahr 2019 für Wirecard eingesetzt.

Dass die Regierung ihre Schlüsselindustrien im Ausland unterstütze, sei normale Geschäftspraxis und in keiner Weise skandalös, sagte zu Guttenberg. In den Anfangsjahren habe Spitzberg eine Vergütung von etwa 10.000 bis 20.000 Euro im Monat erhalten, was relativ wenig gewesen sei.

"Hätten wir gewusst, dass das Geschäftsmodell offenbar auf Betrug basiert, hätten wir das nicht gemacht. Wir haben das genauso spät erfahren, wie andere auch." Er habe sich auf die staatliche Aufsicht und deren Kontrollinstanzen verlassen, so zu Guttenberg.

(Bloomberg)