Zumindest bei den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) ist es die Nachricht des Tages: Der Stellenvermittler Adecco gibt anlässlich des diesjährigen Investorentages eine Umsatzwarnung für das dritte Quartal ab.

Firmeneigenen Angaben zufolge hat sich das organische Umsatzwachstum in den Monaten Juli und August um die Anzahl Arbeitstage bereinigt auf 2 Prozent verlangsamt. Im bisherigen September dürfte das Wachstum sogar noch tiefer ausgefallen sein. Dennoch hält das Unternehmen an den Mittelfristzielen fest.

Auf Margenprobleme folgt eine Wachstumsverlangsamung

Dass bei Adecco auf mehrere Ergebnisenttäuschungen nun auch noch eine Umsatzwarnung folgt, kommt bei den Anlegern gar nicht gut an. An der Schweizer Börse SIX wird die Adecco-Aktie zur Stunde mit einem satten Minus von 6,8 Prozent auf 53,78 Franken abgewatscht. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 53,60 Franken. Aus London ist von aggressiven Verkäufen aus dem angelsächsischen Raum zu hören.

Beobachter zeigen sich weniger von der Wachstumsverlangsamung als vielmehr von deren Ausmass überrascht, war anlässlich der Halbjahresergebnisveröffentlichung von Anfang August doch noch von einem kombinierten organischen Umsatzwachstum für die beiden Monate Juni und Juli von 4 Prozent die Rede.

In einem Kommentar zeigt sich die US-Investmentbank Jefferies sichtlich enttäuscht. Der Autor folgert von den gemachten Aussagen auf einen Abwärtsrevisionsbedarf bei den diesjährigen Gewinnschätzungen im einstelligen Prozentbereich. Er selber hatte im laufenden dritten Quartal mit einem organischen Umsatzwachstum von 4 Prozent gerechnet.

Gleichzeitig warnt der Jefferies-Analyst vor anhaltendem Margendruck im Zusammenhang mit hohen Vorabinvestitionen. Auf diese sei das Unternehmen in der Mitteilung an die Medien gar nicht eingegangen. Er stuft die Adecco-Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 60 Franken ein.

Wie sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank ergänzt, könnten noch einmal zusätzliche Einmalaufwendungen entstehen, sollte sich Adecco zu grösseren Entlassungen entschliessen. Bisweilen rechnet das Unternehmen für die Jahre 2018/19 mit Restrukturierungskosten in Höhe von 200 Millionen Euro. Trotz der günstigen Bewertung und der attraktiv hohen Dividendenrendite von 4,4 Prozent rechnet der Analyst bei der Aktie von Adecco vorerst nicht mit einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung. Er stuft sie deshalb nur mit "Marktgewichten" ein.

Adecco die schwächste SMI-Komponente in diesem Jahr

Bei Barclays wird die Aktie zwar mit "Overweight" und einem Kursziel von 80 Franken zum Kauf empfohlen. Die britische Grossbank warnt allerdings, dass sich die operativen Gewinnerwartungen für das dritte Quartal um bis zu 20 Prozent zu hoch erweisen könnten. Ausserdem zweifelt man bei Barclays an, dass Adecco einfach mal so auf der Kostenseite Gegensteuer geben kann.

Selbst auf den Schlusskurs vom Dienstagabend bezogen, errechnet sich bei der Aktie von Adecco seit Januar ein Minus von fast 23 Prozent. Das macht den Stellenvermittler zur schwächsten SMI-Komponente in diesem Jahr. Im Zuge der unerwarteten Umsatzwarnung fällt der Kurs der Aktie nun sogar unter die bisherigen Mehrjahrestiefstkurse von vor zehn Tagen bei 56,84 Franken.

Der Stellenvermittler erwischt gleich mehrere Analysten auf dem falschen Fuss. Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zeigen, raten nicht weniger als sieben von 15 Analysten zum Kauf der Aktie, unter ihnen jene von HSBC, J.P. Morgan oder der Credit Suisse. Das höchste und mittlerweile wohl zu optimistische Kursziel hat mit 92 Franken die britische HSBC ausstehend.