Die Geldpolitik in den verschiedenen Währungsräumen drifte auseinander, sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich.

Für die SNB sei dabei nicht der grosse Druck auf den Mindestkurs ausschlaggebend gewesen, sagte Jordan, sondern, weil die internationale Entwicklung die SNB zur Überzeugung geführt habe, dass der Mindestkurs aufgehoben werden könne.

Der Ausstieg habe dabei genau so überraschend erfolgen müssen, wie der Einstieg, weil die Märkte zu starken Übertreibungen tendierten.

"Aussteigen ist besser"

Mit der Aufhebung des Mindestkurses erleidet die SNB grosse Bewertungsverluste. "Es macht keinen Sinn, eine aus ökonomischen Gründen nicht sinnvolle Politik weiterzuführen", sagte Jordan dazu. Die SNB könne das internationale Umfeld nicht beeinflussen. "Ein Aussteigen ist darum besser."

Laut Jordan war es zudem keine Option zuzuwarten, weil die Rücknahme der Massnahme in sechs oder zwölf Monaten in einem deutlich schlechteren Umfeld stattfinden könnte.

Damit der Entscheid nicht zu einer unangemessenen Straffung der monetären Rahmenbedingungen führt, senkt die SNB die Zinsen deutlich. Der Zins der Bankguthaben auf den Girokonten wird um weitere 0,5 Prozentpunkte auf -0,75 Prozent reduziert, wie die SNB am Donnerstag mitteilte.

Das Zielband für den Leitzins, den Dreimonats-Libor, verschiebt sie damit weiter in den negativen Bereich auf -1,25 bis -0,25 Prozent. Die SNB hatte im Dezember angekündigt Negativzinsen einzuführen.

Die SNB will "bei Bedarf" am Devisenmarkt aktiv bleiben, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen. Der Euro fiel unmittelbar nach der Ankündigung unter die Marke von 1,20 Fr. und notierte bei 1,16 Franken.

Die SNB begründete das Aus für den Euro-Mindestkurs auch mit dem Erstarken des US-Dollars. Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren. Der Euro habe sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt habe, schreibt die SNB im Communiqué vom Donnerstag.

Vor diesem Hintergrund sei die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sei.

Der Franken bleibe zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung habe sich seit Einführung des Mindestkurses im September 2011 insgesamt reduziert. Die Wirtschaft habe diese Phase nutzen können, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Die Währungshüter verteidigten rückblickend die Massnahme: Der Mindestkurs sei in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und grösster Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt worden. "Diese ausserordentliche und temporäre Massnahme hat die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt", hält die SNB fest.

Im Kampf um die Durchsetzung des Mindestkurses hat die SNB wiederholt am Devisenmarkt intervenieren müssen. Daher sind die Devisenbestände der SNB auf gegen 500 Mrd. Fr. angeschwollen. Zuletzt profitierte sie von der Aufwertung der Dollar-Anlagen, was ihr einen Jahresgewinn von 38 Mrd. Fr. bescherte. Nun drohen aber markante Verluste auf den Euro-Beständen.

Das Ende für den Euro-Mindestkurs und die Aussicht auf schwierige Zeiten für die Schweizer Exporte sorgten an der Schweizer Börse für einen massiven Kurstaucher. Der Schwergewichte-Index SMI tauchte zeitweise um bis zu 1300 Punkte oder 13,7 Prozent.

(SDA)