Die Leitzinsen in der Schweiz bleiben bei minus 0,75 Prozent. Das gab die Schweizerische Nationalbank am Donnerstag anlässlich ihrer vierteljährlich stattfindenden geldpolitischen Lagebeurteilung bekannt. Der Entscheid war im Markt so erwartet worden.

Nachdem ein weiteres Massnahmenpaket der Europäische Zentralbank vor zwei Wochen keine Aufwertung des Schweizer Frankens bewirkt hatte, sah die SNB nun keinen Grund, ihren geldpolitischen Kurs zu verschärfen. Seit über einem Jahr müssen Finanzinstitute ab einem gewissen Betrag einen Strafzins von 0,75 Prozent zahlen, wenn sie Geld bei der SNB lagern.

Die Lage an den internationalen Finanzmärkten bleibe volatil, teilt die SNB am Donnerstag in einem Statement mit. Der Negativzins und die Bereitschaft der Nationalbank, am Devisenmarkt einzugreifen, dienten in diesem Umfeld dazu, den Druck auf den Franken zu verringern. 

"Die SNB hat keinen Handlungsbedarf, besonders mit einem Franken bei nun 1,10 Franken zum Euro, sagte Manuel Andersch, Ökonom der bei der deutschen Bank Bayern LB, vor dem heutigen Zinsentscheid zu Bloomberg. Der Euro notiert am Donnerstag nach dem SNB-Zinsentscheid kaum verändert bei 1,0995 Franken. Gegenüber dem Dollar legt der Franken auf 97,03 Rappen zu im Vergleich zu 97,80 Rappen vor dem Zinsentscheid.

Schon im Dezember kam die SNB um eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik herum, als der Franken auf EZB-Massnahmen kaum reagierte. Denn EZB-Präsident Mario Draghi hatte damals ein Konjunkturpaket angekündigt, das hinter den Erwartungen der Investoren zurückgeblieben war.

Geänderte Inflationsprognosen

Bezüglich Konjunkturentwicklung im laufenden Jahr ist die SNB etwas pessimistischer geworden und rechnet neu lediglich noch mit rund 1 bis 1,5 Prozent, nach rund +1,5 Prozent in der alten Prognose vom Dezember.  Die Inflationsprognosen wurden gegenüber Dezember nochmals nach unten angepasst und um ein Jahr erweitert. Für 2016 wird die Inflation im Durchschnitt bei minus 0,8 Prozent nach minus 0,5 Prozent und für 2017 bei 0,1 Prozent (alt: 0,3 Prozent) gesehen. Die Prognose von +0,9 Prozent für 2018 ist neu. Die bedingte Inflationsprognose beruht wie immer auf der Annahme, dass der Dreimonats-Libor über den gesamten Prognosezeitraum unverändert bleibt.

Die relative Franken-Schwäche zum Euro seit Mitte des letzten Jahres versetzte die Devisenmarktbeobachter immer wieder etwas in Erstaunen, denn das ökonomische und geopolitische Umfeld spräche eigentlich für eine starke Franken-Aufwertung. SNB-Präsident Thomas Jordan beansprucht diesbezüglich für die SNB, dass die Negativzinsen wirken und eine Franken-Aufwertung verhindern, wie er in einem cash-Video-Interview im Dezember sagte.

David Bloom, Devisenchefstratege bei HSBC, sieht dies etwas anders, es gehe nicht um Negativzinsen: "Nach den massiven Interventionen, nach der Kursuntergrenze der SNB und der Art und Weise der Aufhebung dieser Untergrenze muss man sich die Frage stellen: Hat sich der Reaktionsmechanismus der Leute gegenüber dem Franken geändert? Es scheint so", sagte Bloom, der den Franken Ende Jahr zum Euro bei 1,02 sieht, einem cash-Interview vor einem Monat. Das müsse man der SNB anrechnen. Loben müsse man sie auch dafür, dass sie die Volatilität aus dem Franken gebracht hat.

(mit Material von AWP und Reuters)