Die SNB reduziert etwa den Faktor für die Limite, die bei der abgestuften Verzinsung der Sichtguthaben zur Anwendung kommt. Per Anfang Dezember werde dieser von 28 auf 25 gesenkt.

Auf Sichtguthaben bis zu dieser Limite kommt der SNB-Leitzins zur Anwendung, wie es weiter hiess. Sichtguthaben über der Limite werden zum SNB-Leitzins abzüglich eines Zinsabschlags von 0,5 Prozentpunkten verzinst.

Die Berechnungsgrundlage der Limiten bleibt laut SNB unverändert. Ausserdem werden Sichtguthaben, die zur Erfüllung der Mindestreserven gehalten werden, nicht mehr verzinst, so das Communiqué weiter. Das Total der Sichtguthaben bei der Nationalbank umfasst als grössten Posten die Girokonten inländischer Banken. 

An der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung ändere sich durch die Anpassungen nichts, betonte die SNB in ihrer Mitteilung vom Montag weiter. Die Anpassungen sollen laut der SNB vielmehr eine weiterhin "effektive Umsetzung der Geldpolitik" sicherstellen. Und sie sollen die Zinskosten der Nationalbank senken.

Zentralbanken in Europa haben sich in jüngster Vergangenheit Gedanken gemacht, wie sie nach dem Ende der tiefen und teils negativen Zinsen nun Verluste bei Bankeinlagen vermeiden können. Karsten Junius, Chefökonoim der Bank J Safra Sarasin, verweist darauf, dass die Europäische Zentralbank Anfang des Jahres einen ähnlichen Schritt wie die SNB unternommen hat.

“Die Einsparung von Zinskosten ist kein primäres Ziel, aber die Zentralbanken müssen auf ihre Rentabilität achten, damit sie ihre Unabhängigkeit bewahren”, sagte Junius gegenüber Bloomberg. “Es ist erfrischend ehrlich, dass die SNB das zugibt.” Junius schätzt, dass die SNB den Banken auf Sichtguthaben pro Jahr rund 621 Millionen Franken Zins zahlen werden. 

Die Ökonomen des SNB-Observatory sehen hinter den SNB-Zinseinsparungen auch die politische Komponente, wie sie an einem Call mit Journalisten am Montag sagten. Wegen eines erneuten SNB-Quartalsverlustes für die Monate zwischen Juli und September dürfte 2024 die Ausschüttung an Bund und Kantone ausfallen, schätzen Ökonomen der UBS. Die SNB wird das Drittquartalsergebis am morgigen Dienstag bekanntgeben.

Wegen eines Rekordverlustes von 132,5 Milliarden Franken für 2022 fielen die Ausschüttungen an Bund und Kantone bereits dieses Jahr aus. Für eine Minimal-Ausschüttung müsste die SNB einen Gewinn (vor Zuweisungen an die Rückstellungen) von 45 bis 50 Milliarden Franken erzielen. 

Offensichtlicher tritt die politische Komponente in diesem Kontext in Italien zutage. Dort hat die Regierung eine Steuer auf die "milliardenschweren Übergewinne" der Banken gebilligt. Mit dieser neu eingeführten 40-prozentigen Steuer, die vorerst für 2023 gilt, hofft die Regierung auf Milliarden-Einnahmen.

Das Total der Sichtguthaben bei der Nationalbank umfasst als grössten Posten die Girokonten inländischer Banken. Diese Sichtkonten bilden die Grundlage für die Steuerung der Liquidität am Frankengeldmarkt durch die Nationalbank. Über die Verzinsung der Sichtguthaben beeinflusst die Nationalbank somit das Zinsniveau am Geldmarkt.

Die Nationalbank überprüft die Verzinsung der Sichtguthaben grundsätzlich regelmässig und nimmt bei Bedarf jeweils Anpassungen vor. Zu grösseren Veränderungen war es diesbezüglich beim Abschied von den Negativzinsen gekommen. Damals führte die SNB etwa einen «umgekehrten Freibetrag» für Banken ein.

(cash/AWP)