Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lässt wie erwartet ihren Leitsatz zum zweiten mal in Folge unverändert.  Der SNB-Leitzins bleibe bei 1,75 Prozent, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Allerdings signalisierten die Währungshüter eine mögliche geldpolitische Wende: Im Gegensatz zu früher liessen sie den Hinweis weg, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig werden könnte, um Preisstabilität zu gewährleisten. «Der Inflationsdruck hat über das letzte Quartal leicht abgenommen», erklärte die SNB. Die Unsicherheit bleibe aber hoch. «Die Nationalbank wird die Inflationsentwicklung deshalb weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt.»

Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die Notenbank bei Bedarf zudem weiterhin am Devisenmarkt eingreifen. Neben Zinserhöhungen setzte die SNB zuletzt auch auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Franken und verkaufte Fremdwährungen.

«Unsere bedingte Inflationsprognose liegt nun erstmals seit längerem wieder über den gesamten Prognosezeitraum innerhalb des Bereichs der Preisstabilität», erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan in Zürich. «Wir haben heute entschieden, den SNB-Leitzins unverändert zu lassen. Gleichzeitig stellen wir Devisenverkäufe nicht mehr in den Vordergrund. Dies bringt zum Ausdruck, dass die monetären Bedingungen gegenwärtig angemessen sind.»

Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB befragte Ökonomen hatten übereinstimmend einen unveränderten Leitsatz prognostiziert. Die US-Notenbank Fed liess am Vorabend wie erwartet ihren Schlüsselsatz unverändert, signalisierte allerdings, dass sie 2024 Zinssenkungen ins Auge fasst. Von der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Zinsentscheid am frühen Nachmittag ansteht, wird ebenfalls ein Stillhalten erwartet.

Der Druck auf das SNB-Direktorium, sich der Inflation entgegenzustemmen, hatte zuletzt kontinuierlich abgenommen. Die Schweiz hat eine der niedrigsten Inflationsraten unter den grossen Volkswirtschaften und die Jahresteuerung liegt seit einigen Monaten wieder im Zielbereich der SNB von null bis zwei Prozent. Im November betrug sie 1,4 Prozent. Im gesamten Jahr rechnet die Zentralbank nun mit 2,1 Prozent, nachdem sie im September noch 2,2 Prozent veranschlagt hatte. 2024 dürften die Verbraucherpreise um 1,9 (bislang: 2,2) Prozent steigen und 2025 dann um 1,6 (bislang: 1,9) Prozent.

Die Notenbank rechnet im kommenden mit einer Wachstumsverlangsamung in der Schweiz. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2024 zwischen 0,5 und 1,0 Prozent steigen, nach einem Plus von rund 1,0 Prozent im laufenden Jahr.

Die SNB entscheidet in der Regel viermal jährlich über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 21. März 2024 anberaumt.

(AWP/Reuters/cash)