"Ich bin jetzt 40 Jahre im Geschäft, und eines mache ich nicht mehr: Die Zinsentwicklung voraussagen". Das sagte mir einmal ein Chefstratege einer grossen Vermögensverwaltung, als ich ihm eine Prognose entlocken wollte.

Der Stratege wird sich in seiner Laufbahn mit Zinsvoraussagen ein paar Mal verhauen haben. Verübeln kann man ihm das nicht. Zinsen zu prognostizieren ist fast unmöglich. Zu viele Komponenten und Unabwägbarkeiten spielen beim Auf und Ab der Grösse mit, die im Englischen "Interest" heisst.

Die Zurückhaltung des Strategen hat auch einen anderen Grund: Fehleinschätzungen bei Zinsprognosen gehen massiv ins Geld. Denn drehen die Zinsen, werden die Karten auf den Märkten völlig neu gemischt. Und den richtigen Zeitpunkt zum Umsatteln erwischt fast niemand.

So viel ist sicher: Die jetzige Phase der tiefen Zinsen und der ultralockeren Geldpolitik wird zu Ende gehen. Es wird ja kaum so kommen wie in den USA zwischen 1950 und 1980, als die Zinsen von zwei auf 14 Prozent stiegen. An den Geldmärkten werden die Leitzinsen vielmehr bis ins nächste Jahr tief bleiben oder gar, wie im Fall der Europäischen Zentralbank, weiter sinken. Dafür spricht die eher schleppende globale Konjunkturerholung und die neuen Schwierigkeiten in den Schwellenländern.

Doch an den Kapitalmärkten ist die Zinsewende wohl bereits eingetreten. Seit Mai des letzten Jahres, als die US-Zentralbank sich erstmals öffentlich Gedanken machte über die Eindämmung der Geldflut, steigen die langfristigen Zinsen. Der Trend anziehender Renditen an den Bond-Märkten wird sich langsam, aber stetig fortsetzen - wahrscheinlich.

Viele Anleger denken daher schon jetzt an eine Zinswende auch an den Geldmärkten. Wie sollen sich Investoren aber bei einer Neuordnung der Zinswelt positionieren? cash bereitet seine Leserinnen und Leser auf die Zinswende vor. In einer Serie in dieser Woche beleuchten die Redaktoren von cash im Hinblick auf eine nachhaltige Veränderung der Zinslandschaft die Anlageklassen einzeln. Den Anfang machen heute Montag Aktien, gefolgt von festverzinslichen Anlagen (Bonds, Währungen) am Dienstag, Immobilien am Mittwoch und Rohstoffen/Edelmetallen am Donnerstag.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.