Laute Musik, hämmernde Beats und ein abgedunkelter Hangar 3 am Flughafen Zürich: Die Inszenierung der Präsentation der in "Etihad Regional" umbenannten Tessiner Fluggesellschaft Darwin war weitgehend perfekt - und unterstrich die Bedeutung, welche der jüngste Sprössling der Etihad-Familie für den gesamten Konzern hat. 

Journalisten aus ganz Europa und dem Mittleren Osten waren von der drittgrössten Golf-Airline nach Zürich geflogen worden, um dem offiziellen Launch der neuen Marke beizuwohnen. Tatsächlich gibt Etihad derzeit gewaltig Gas. Erst vor zwei Monaten hatte die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emirate die 33,3-Prozent-Beteiligung an Darwin bekanntgegeben, heute ist der erste Flieger - eine  50-plätzige Saab 2000 - bereits neu bemalt, die Kabinen komplett überholt und erneuert. 

Die alten dunkelblauen Sitze sind edler wirkenden, braun überzogenen gewichen. Das ganze Interieur wirkt nun heller und freundlicher, die Uniformen der Crew sind zudem jenen der Etihad Airline angeglichen worden. Mit einem Unterschied: Im Namensschild tragen die Stewardessen der ehemaligen Darwin ein kleines Schweizerkreuz. 

Kabine von Etihad Regional

Ein Blick in die neue Kabine von Etihad Regional

Die Verknüpfung der bisher in der Schweiz relativ unbedeutenden Fluggesellschaft mit dem weltweit operierenden Flug-Carrier aus dem Mittleren Osten ist deshalb bedeutend, weil Etihad im Hinblick auf den Sommer Zürich als Destination ins Visier nimmt. Ab dem 1. Juni nimmt die Gesellschaft die tägliche Verbindung von Zürich nach Abu Dhabi auf. Der dafür vorgesehene Airbus 330-300 bietet 231 Plätze. 

Ethiad will mit der neuen Regionalgesellschaft Fluggäste aus europäischen Nebenmärkten auf ihre Hauptverbindungen bringen, sagte Etihad-Chef James Hogan. Derzeit fliegt die Darwin Airline 15 Destinationen an. Bis im Sommer soll das Netz mit Etihad Regional auf 34 Destinationen erweitert werden.

Im Verbund sollen Ressourcen und Erfahrungen geteilt und Synergien genutzt werden, um Produktivitätsgewinne zu erzielen. Hogan sprach von "kosteneffektivem Wachstum". Bis Ende Jahr solle die Regionalfluggesellschaft wieder rentabel sein. Darwin-Chef Maurizio Merlo wird die Regionallinie weiterhin führen. Er sieht durch die neuen Destinationen Potenzial für zusätzliche Stellen.

Druck auf Swiss wird noch grösser

Mit dem neuen Zürich-Flug von Etihad erhöht sich die Sitzkapazität zwischen der Schweiz und den Golf-Staaten weiter. Erst vor zwei Wochen hat Emirates einen täglichen Flug mit dem "Superjumbo" A380 aufgenommen - zusätzlich zur zweiten täglichen Verbindung mit dem kleineren Boeing 777. Daneben fliegen auch Oman Air und Qatar Airways Zürich an. 

Dies kurbelt den Preiskampf auf dieser Strecke weiter an - und das setzt die Swiss weiter unter Druck. Die Lufthansa-Tochter kann wegen den Rahmenbedingungen in der Schweiz mit den Tiefpreis-Angeboten von Emirates & Co. nicht mithalten. Von einem fairen Wettbewerb könne da keine Rede sein, sagte jüngst Swiss-Manager Jean-Pierre Tappy gegenüber der NZZ. 

Eigene Allianz aufbauen

In Zürich nahm Hogan auch Stellung zur etwas anderen Strategie von Etihad. Denn im Gegensatz zu ihren Konkurrenten setzt sie nicht auf eine der grossen internationalen Allianzen. "Wir wollen kein Partner sein, sondern selber eine Allianz aufbauen", sagte Hogan in Zürich. Die Strategie von Etihad sei, in Airlines zu investieren, bei denen man Netzwerk-Möglichkeiten sehe. Derzeit umfasst das Etihad-Portfolio sieben Beteiligungen an Gesellschaften wie Air Berlin, Air Seychelles, Air India und Air Serbia

Vorerst ist nicht geplant, den neuen Brand "Etihad Regional" auf weitere Airlines auszuweiten, an denen Etihad bereits beteiligt ist. "Es ist aber vorgesehen, langfristig diese Marke zu etablieren und gegebenenfalls auf zukünftige Beteiligungen auszuweiten", sagte der Chief Commercial Officer Peter Baumgartner im Gespräch mit cash. 

Vorläufig sind keine weiteren Beteiligungen geplant - ausser bei der schwer verschuldeten Alitalia. Zum derzeit laufenden Due-Diligence-Verfahren wollte sich CEO James Hogan aber nicht äussern.