Das Kosteneffizienzprogramm soll die Produktionskosten optimieren und das Produktportfolio straffen. Im Zuge der Anpassung der Produktionsstätten wird die Produktion in Thun voraussichtlich bis Ende 2018 eingestellt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilt. In Thun wird bislang Anlagen für die Wafer- und Modul-Prozesse sowie Applikationen für gebäudeintegrierte Photovoltaik hergestellt.

Im Bereich Wafering wird Meyer Burger die Produktion von Diamantdrahtsägen im Verlauf des Jahres 2018 von Thun nach China verlagern. Dadurch könnten flexiblere Kostenstrukturen, eine Reduktion der Lieferzeiten und -kosten und eine noch stärkere Kundennähe erreicht werden.

Die Aktie von Meyer Burger fällt an der Schweizer Börse im frühen Handel bis 9 Prozent, kann sich dann aber schnell aufraffen und liegt zuletzt 1 Prozent im Plus. Der Titel hatte in den letzten drei Wochen rund 40 Prozent dazgewonnen.

Für die Bank Vontobel reduzieren die Massnahmen die Risiken im Geschäft von Meyer Burger erheblich.  Die Bank weist darauf hin, dass die Massnahmen des Unternehmens sich nicht auf die Produktion von Ausrüstungen zur Herstellung von Solarzellen auswirken, die in Deutschland stattfindet und weiterhin die erwartete Leistung zeige. "Die Optimierung bezieht sich vor allem auf die Seilsägenproduktion, die in unserem Modell etwa 10 Prozent und zukünftig sogar einen noch geringeren Teil des Umsatzes ausmacht." Vontobel bekräftigt das Kauf-Rating auf der Aktie.

Im Bereich Module will das Unternehmen die verfügbaren Ressourcen auf die Weiterentwicklung der SmartWire Connection Technologie (SWCT) zu einem Industriestandard konzentrieren. Und für den Bereich Solarsysteme, welcher mit seinen MegaSlate-Produkten speziell den Schweizer Markt mit gebäudeintegrierten PV-Applikationen abdeckt, werden strategische Alternativen geprüft.

180 Stellen in Thun betroffen

In Thun fokussiert Meyer Burger die Aktivitäten von Global Sales und Marketing, Services, Forschung und Entwicklung sowie Headquarter-Funktionen. Von den geplanten Massnahmen sind bis zu 180 Stellen hauptsächlich in Produktion, Logistik, Einkauf und Produktionsplanung in Thun über die nächsten 15 Monate betroffen.

Das Programm führt zu einmaligen liquiditätswirksamen ausserordentlichen Aufwendungen von rund 10 Millionen Franken für Produktetransfers und Personalkosten. Rund die Hälfte davon wird der Jahresrechnung 2017 belastet, die andere Hälfte der Jahresrechnung 2018. Zudem fallen einmalige, jedoch nicht liquiditätswirksame ausserordentliche Aufwendungen von rund 40 Millionen Franken an, insbesondere für Wertberichtigungen von Warenvorräten. Weiter kommen eine Wertberichtigung auf dem Gebäude in Thun sowie Abschreibungen von immateriellen Anlagen hinzu, welche der Jahresrechnung 2017 belastet werden.

Die Umsetzung des Transformationsprogramms soll einen positiven Einfluss auf Stufe EBITDA von rund 10 Millionen Franken im Jahr haben. Die bisherige Guidance für den Umsatz 2017 wird bestätigt, es wird demnach weiter mit Verkäufen im Umfang von 440 bis 460 Millionen Franken gerechnet. Für den EBITDA wird die Guidance wegen der erwähnten Sonderkosten auf 5 bis 15 Millionen Franken angepasst.

Weiter soll 2018 auch die holländischen Niederlassung in Eindhoven/Niederlande mit 75 Mitarbeitern reorganisiert werden.

(AWP/cash)