Der Oberflächentechnologiekonzern Oerlikon blickt auf ein gutes 2018 zurück. Das Unternehmen steigert Umsatz und Reingewinn im Jahresvergleich kräftig und übertrifft die Analystenerwartungen zumindest beim Reingewinn klar.

Der eigentliche Lichtblick - so sind sich die Beobachter einig - ist allerdings die Sonderdividende. Neben einer regulären Dividende in Höhe von 0,35 Franken je Aktie schüttet Oerlikon den Aktionären aus dem Verkaufserlös für die Sparte Drive Systems zusätzliche 0,65 Franken aus. Gesamthaft errechnet sich eine Rendite von 7,4 Prozent.

An der Schweizer Börse SIX verleiht die überraschende Sonderdividende der Oerlikon-Aktie nur kurz neuen Schwung. Nach einem frühen Vorstoss bis auf 13,90 Franken verliert sie zur Stunde noch 0,1 Prozent auf 13,58 Franken.

Solide Bilanz lässt Sonderdividende zu

Wie die UBS Investmentbank schreibt, bewegt sich nicht nur das Jahresergebnis im Rahmen der Erwartungen. Dasselbe lasse sich auch über die Zielvorgaben für das neue Jahr sagen, so ergänzt die grösste Schweizer Bank. Positive Impulse sieht die UBS Investmentbank denn auch vorwiegend von der Sonderdividende ausgehen. Sie empfiehlt die Oerlikon-Aktie wie bis anhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 15 Franken zum Kauf.

Auch die Zürcher Kantonalbank begrüsst die Sonderdividende. Aufgrund des weniger stark negativen Einmaleffekts aus dem Verkauf der Sparte Drive Systems will die Bank ihre diesjährigen Gewinnschätzungen voraussichtlich erhöhen. Sie stuft die Oerlikon-Aktie unverändert mit "Marktgewichten" ein.

Bei Baader-Helvea wird hingegen auf die solide Bilanz des Industriekonzerns hingewiesen. Bankeigenen Berechnungen zufolge sollten die Nettobarmittel durch den Verkauf von Drive Systems von rund 400 Millionen Franken auf eine Milliarde Franken anschwellen. Baader-Helvea rät mit einem Kursziel von 17 Franken zum Kauf der Aktie.

Die Deutsche Bank erhofft sich anlässlich der Analystenkonferenz vom Nachmittag wichtige Anhaltspunkte in Bezug auf die zukünftige Dividendenpolitik. Doch auch sie empfiehlt die Oerlikon-Aktie zum Kauf. Das Kursziel lautet 15 Franken.

Absage an eine Grossübernahme?

Ursprünglich sahen Branchenkenner im Verkauf von Drive Systems einen notwendigen Schritt auf dem Weg in Richtung einer Übernahme des Oberflächentechnologiegeschäfts Praxair. Seit dem transatlantischen Zusammenschluss von Praxair mit Linde zählt dieses nicht mehr zu den Kernaktivitäten des deutsch-amerikanischen Gasriesen. Angesichts der starken Stellung in der Oberflächenbehandlung galt Oerlikon als der naheliegendste Käufer dieser mit umgerechnet gut 2 Milliarden Franken dotierten Geschäftsaktivitäten (cash berichtete).

Die üppige Sonderdividende lässt bei einigen Beobachtern nun aber leise Zweifel an einer Übernahme von diesem Kaliber aufkommen. Denn alleine durch die Sonderdividende fliessen gut 220 der 600 Millionen Franken aus dem Verkauf von Drive Systems an die Aktionäre weiter. Hinzu kommen die reguläre Ausschüttung sowie ein hoher Investitionsbedarf.

Wie das Unternehmen selber anlässlich der Analystenkonferenz vom Nachmittag durchblicken liess, ist man grösseren Übernahmen jedoch nicht abgeneigt - sollten interessante Geschäftsaktivitäten zum Verkauf kommen.