Es ist das derzeit heisseste Anlagevehikel: 76 Milliarden Franken wurden letztes Jahr weltweit in SPACs investiert, Special Purpose Acquisition Companies – ein Viertel des gesamten Volumens an Börsengängen. Das meiste Geld floss in den Technologiesektor, fast ausschliesslich in den USA.

Jetzt hat auch Europa seinen ersten Tech-SPAC. Lanciert hat ihn der Wahlschweizer Klaus Hommels, Gründer der Investmentgesellschaft Lakestar mit Sitz in Zürich und erfolgreicher VC (Facebook, Spotify, Airbnb). Am 22. Februar wurde der Lakestar SPAC 1 an der Frankfurter Börse gelistet. Die Aktie war achtfach überzeichnet und legte nach der Erstnotierung kräftig zu. 275 Millionen Euro beträgt das Emissionsvolumen. Nach einer Kapitalerhöhung soll damit in den nächsten zwei Jahren eine Firma aus den Bereichen SaaS (Software as a Service), Fintech, Transport und Logistik, Healthtech oder Deeptech übernommen werden. Erwartete Bewertungsspanne: minimal 1,2  Milliarden, maximal 3 bis 4  Milliarden Euro. «Wir betrachten ein Universum von etwa 60 bis 70 Firmen», sagt Hommels.

"Wir wollen die Finanzierungslücke in Europa schliessen"

Ihm steht im Verwaltungsrat des SPAC Raymond Bär zur Seite, langjähriger VR-Präsident und heute Ehrenpräsident der Julius-Bär-Gruppe. Der Urenkel des Bankengründers hat mitgeholfen, Investoren für das Übernahmevehikel zu finden. Hommels hat den SPAC bewusst nicht in den USA lanciert, «entgegen allen Empfehlungen» – obwohl dort bereits eine ganz Maschinerie existiert an spezialisierten Anwälten, Beratern und Investoren und keine Negativzinsen anfallen. «Wir wollen die Finanzierungslücke in Europa schliessen, damit junge Techfirmen hierbleiben können und nicht in die USA exportiert werden», begründet er seine Motivation – ein Ansatz, den er auch mit seinem jüngsten Venture-Capital-Fund verfolgt, der vornehmlich in europäische Firmen investiert.

Um für Investoren attraktiv zu sein, weicht Hommels von der Standardformel für SPACs in zwei Punkten ab: Zum einen übernimmt er als SPAC-Sponsor die Negativzinsen, die anfallen, bis das Vehikel eine Übernahme realisiert. Zum anderen wird eine Erfolgsbeteiligung nicht wie in den USA üblich bereits fällig, wenn ein Übernahmeziel identifiziert ist. Stattdessen wird je ein Drittel fällig bei erfolgter Übernahme, ein Drittel bei einer Kursperformance von 20 Prozent und ein weiteres Drittel bei einem Anstieg von 40 Prozent. «Damit das Produkt Marktchancen hat, muss es vorteilhaft für die Investoren sein, nicht für den Sponsor», sagt der 54-jährige Westfale mit Schweizer Pass.

Nun plant Hommels, weitere SPACs in Europa zu lancieren. «Und zwar relativ zeitnah», wie er sagt. An der Schweizer Börse SIX sind SPACs noch nicht zugelassen, das soll sich jedoch bereits sehr bald ändern. Dass Zürich auch für einen Lakestar-SPAC interessant sein könnte, schliesst Hommels derzeit nicht aus.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Bilanz unter dem Titel "Investor Klaus Hommels geht ran an den SPAC"