Nach mehrmonatiger Suche hat der Spezialitätenchemiekonzern Clariant einen Käufer für das Geschäft mit Masterbatches gefunden. Käuferin ist die amerikanische PolyOne. Aus dem Verkauf fliessen dem Unternehmen aus dem Baselbiet umgerechnet rund 1,5 Milliarden Franken zu. Davon soll eine Milliarde Franken über eine Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Das entspricht 3 Franken je Aktie, zuzüglich zur ordentlichen Dividende. Analystenschätzungen zufolge könnten so insgesamt 3,60 Franken für jede Aktie zur Auszahlung kommen, was aus heutiger Sicht einer satten Rendite von 17 Prozent entspräche.

Es gibt allerdings einen Haken: Die Aktionäre erhalten die Sonderdividende erst nach Abschluss des Masterbatches-Verkauf ausbezahlt. Und dieser Verkauf dürfte sich in den Spätsommer, wenn nicht gar in den Herbst nächsten Jahres hineinziehen. Geduld ist gefragt.

Hat sich die Börse mehr erhofft?

Das dürfte vor allem den US-Milliardär Ken Griffin ärgern. Er hatte sich im August in der Hoffnung auf das schnelle Geld über seinen Hedgefonds Citadel mit gut 3 Prozent bei Clariant eingekauft. Schon damals war klar, dass sich der Spezialitätenchemiekonzern vom Geschäft mit Masterbatches trennen und einen Teil des Verkaufserlöses an die Aktionäre weitergeben will. Nun ist Griffin - wie alle anderen Mitaktionäre auch - zum Warten verdammt.

Doch nicht nur der zeitliche Aspekt, auch die Höhe der Sonderdividende dürfte an der Börse unterschiedliche Reaktionen provozieren. So hatten einige Banken sogar eine Sonderdividende in Höhe von 1,3 Milliarden Franken oder fast 4 Franken je Aktie erwartet, unter ihnen die Credit Suisse (cash berichtete).

Zumindest bei Vontobel gewinnt man dem Verkauf des Bereichs Masterbatches jedoch vor allem positive Aspekte ab. Der Verkauf sei ein weiterer Schritt in der Neugestaltung des Portfolios von Clariant und auch angesichts des attraktiv hohen Erlöses zu begrüssen. Zudem sieht die Zürcher Bank in der Sonderdividende eine gute Möglichkeit, die Barmittel auszuschütten und die hohe Nettoliquidität abzubauen. Am "Hold" lautenden Anlageurteil und am Kursziel von 20 Franken hält Vontobel fest.

Aktie gibt frühe Kursgewinne teilweise ab

Wie die Zürcher Kantonalbank ergänzt, steht nun noch der Verkauf des Bereichs Pigments an. Sie schätzt den Jahresumsatz dieses Geschäftszweigs auf 970 Millionen Franken und den operativen Gewinn (EBITDA) auf rund 110 Millionen Franken. Danach werde Clariant voraussichtlich ab 2021 ein stärkeres und fokussierteres Unternehmen sein, so die Zürcher Bank. Sie empfiehlt die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Julius Bär geht sogar noch einen Schritt weiter und nimmt das "Hold" lautende Anlageurteil sowie das Kursziel von 20 Franken in positive Überprüfung.

Die Anleger sind allerdings etwas zurückhaltender. Nach einem frühen Vorstoss auf 21,68 Franken gewinnt die Clariant-Aktie zur Stunde doch 2,2 Prozent auf 21,36 Franken. Damit errechnet sich seit Mitte August ein Plus von rund 25 Prozent.