Der aktivistische Investor beanspruchte am Montag sofort drei Sitze im Clariant-Verwaltungsrat und forderte eine unabhängige Überprüfung der Firmenstrategie. Sollte es kurzfristig zu keiner Einigung mit dem aktuellen Verwaltungsrat kommen, bleibe keine andere Wahl, als eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, teilte White Tale mit. Gleichzeitig versicherte White Tale, das Engagement bei Clariant sei langfristig ausgerichtet. Die Annullierung des Huntsman-Fusion sei ein erster positiver Schritt. "Doch die Arbeit beginnt erst."

Clariant-Chef Hariolf Kottmann hatte sich am Freitag nach monatelangem Kräftemessen mit White Tale dem Druck des größten Aktionärs gebeugt und die geplante 20-Milliarden-Dollar-Fusion mit Huntsman beerdigt. Ein Clariant-Sprecher erklärte, dass die Forderungen von White Tale natürlich in Erwägung gezogen würden. Es habe mit dem Aktionär seit Freitag zahlreiche Gespräche gegeben.

White Tale forderte das Clariant-Management unmissverständlich zur Beiziehung eines externen Beraters auf, der nicht in die Huntsman-Transaktion involviert war. Zudem will White Tale in allen Verwaltungsratsausschüssen, die sich mit strategischen Fragen beschäftigen, vertreten sein. Hingegen relativierte der Aktionär seine bisherige Forderung nach einem Verkauf der Sparte Plastics & Coatings. Man werde die strategische Überprüfung ebenfalls unvoreingenommen abwarten.

White Tale hatte in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass Clariant bei einem Zusammenschluss mit Huntsman zu niedrig bewertet werde. Zudem stellte der Großaktionär die industrielle Logik der Fusion infrage. Was den geplanten Zusammenschluss mit den Amerikanern letztlich zum Kippen brachte, war die Aufstockung der Beteiligung auf über 20 Prozent. Zudem hatten sich weitere Anleger hinter die Amerikaner gestellt. Der Konzern mit Sitz in Muttenz bei Basel hätte die Zustimmung von zwei Dritteln der Clariant-Aktionäre benötigt, um die Transaktion in trockene Tücher zu bringen. 

(Reuters)