Der Spezialitätenchemiehersteller Clariant blickt auf ein schwieriges drittes Quartal zurück. Das organische Umsatzwachstum verlangsamte sich stärker als erwartet und auch die von Analysten erhofften Verbesserungen bei der bereinigten operativen Marge (EBITDA) blieben aus.

Mit Ausnahme des Bereichs Natural Resources blieb die Umsatzentwicklung in allen übrigen Geschäftsfeldern hinter den Erwartungen zurück. Beim operativen Gewinn (EBITDA) enttäuschte hingegen nur der Bereich Catalysis, dieser allerdings so richtig.

Einzelner Geschäftsbereich verhagelt das Quartal

Zur Stunde erholt sich die Clariant-Aktie an der Schweizer Börse SIX noch um 2,7 Prozent auf 21,66 Franken, wobei die Tageshöchstkurse gar bei 21,84 Franken liegen. Dass die Aktie nicht unter die Räder kommt, lässt sich mit der Aussicht auf eine Beteiligungserhöhung durch Sabic erklären. Der saudische Ankeraktionär könnte die jüngste Kursschwäche zum Zukauf weiterer Aktien nutzen. Dadurch verfüge die Aktie über einen "Sabic-Put", so heisst es.

Die Deutsche Bank macht vor allem negative Währungseffekte für die verhaltene Umsatzentwicklung zwischen Juli und September verantwortlich. Ansonsten sei der Volumenabsatz leicht, die Absatzpreise gar um 4 Prozent gestiegen, so schreibt die Grossbank weiter. Sie stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 25,40 Franken ein.

Auch in einem Kommentar von Baader-Helvea ist der enttäuschende Umsatz- und Gewinnbeitrag aus dem Geschäftsbereich Catalysis das dominierende Thema. Diesen Bereich ausgeklammert, gewinnt der Autor dem Zahlenkranz jedoch vorwiegend positive Aspekte ab. Er empfiehlt die Clariant-Aktie weiterhin mit einem hohen Kursziel von 33,50 Franken zum Kauf.

Bei der Zürcher Kantonalbank heisst es hingegen, dass der mittelfristige Margenkorridor von 16 bis 19 Prozent nicht zuletzt aufgrund der schwachen Entwicklung bei Catalysis zumindest kurzfristig anspruchsvoll scheint. In Erwartung einer Verbesserung des Produktemixes in diesem Geschäftsbereich über die nächsten Quartale und einer stärkeren Preisgestaltungsmacht bei Natural Resources wird die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" eingestuft.

Kauft Ankeraktionär Sabic schon bald Titel zu?

Als erste Bank nimmt Julius Bär das 25 Franken lautende Kursziel in negative Revision. Sie rechnet zwar mit moderat rückläufigen Gewinnerwartungen für Clariant, stuft die Aktie aber unverändert mit "Hold" ein.

Im Januar dieses Jahres verkaufte der oppositionelle Grossaktionär White Tale sein 24,99-Prozent-Paket in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an Sabic und damit an ein Partnerunternehmen von Clariant. Der damalige Verkaufspreis wird von Händlern auf rund 32 Franken je Aktie geschätzt. Das sind gut 50 Prozent mehr, als die Aktie zuletzt noch kostete.

Seit die wichtigsten Wettbewerbsbehörden den Einstieg von Sabic bei Clariant vor wenigen Wochen durchgewinkt haben, wird dem Ankeraktionär gerüchteweise ein Ausbau seines Aktienpakets nachgesagt. Händlern zufolge sollte das der Clariant-Aktie eine gewisse Stütze geben. In diesem Zusammenhang ist auch von einem "Sabic-Put", was einer Absicherung des Kurses nach unten gleichkommt, die Rede.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass Clariant und Sabic ursprünglich wohl bei den Synergien aus der vertieften Zusammenarbeit tiefstapelten (cash berichtete).