Mit dem Ergebnis des Testlaufs ist die St. Galler Kantonalbank so zufrieden, dass sie bis Ende Mai über weitere Einsätze entscheiden will. "Wir haben nun gesehen, dass das technisch machbar ist. Jetzt prüfen wir, ob sich andere Anwendungen lohnen. Ich bin diesbezüglich sehr optimistisch", sagt Felix Buschor, Mitglied der Geschäftsleitung, in einem Interview mit Bloomberg. "Die Potenzialanalyse ist im vollen Gange."

Buschor gibt zu, dass der Roboter-Einsatz bei einigen Mitarbeitern der Bank gewisse Sorgen um ihren Arbeitsplatz auslöse. "Da wir Effizienzsteigerungen aber schon immer durch natürliche Fluktuation ausgeglichen haben und wir sehr viel Wert darauf legen, unsere Mitarbeiter zu befähigen, die neuen Technologien weiterzuentwickeln, ist die Akzeptanz gross", erklärt er.

Roboter ersetzen teure Schnittstellen

Die St. Galler Kantonalbank ist nicht der einzige Branchenvertreter, der sich derzeit mit dem Einsatz von neuen Technologien beschäftigt, sagt Christian Voigt, Geschäftsführer des Nürnberger IT-Beraters Roboyo. Dieser half der Schweizer Bank beim Testlauf. "Im Finanzsektor ist die Automatisierung von Prozessen derzeit ein riesiges Thema. Wir arbeiten mit Banken, Versicherern und Leasingsfirmen zusammen", berichtet Voigt.

Das starke Interesse erklärt er sich mit Zeitersparnissen und Kostensenkungen. So könnte dank eines Roboter-Einsatzes beispielsweise auf den Bau teurer und aufwendiger Software-Schnittstellen für die Kommunikation zwischen zwei Systemen verzichtet werden. Voigt: "Für eine solche Schnittstelle fallen manchmal siebenstellige Summen an".

Der Test der SGKB, der ebenfalls ohne eine solche Schnittstelle auskam, stand im Zusammenhang mit der Übernahme des Private-Banking-Geschäfts von M.M. Warburg Bank Schweiz AG. Die SGKB musste rund 5000 Wertpapier-Positionen auf eigene IT-Systeme übertragen. Die fünf Roboter, die verwendet wurden, machten ihren Job nach Einschätzung der Bank gut.

Einsatz im Compliance gesehen

Buschor schätzt die Kosten für den ersten Einsatz der Software-Roboter auf 20.000 Franken bis 30.000 Franken, etwa für die notwendige Hardware und externe Beratungsleistungen. Sollte sich die Bank für weitere Einsätze entscheiden, würde sich der finanzielle Aufwand entsprechend auf mehrere Projekte verteilen.

Dass Technologien und künstliche Intelligenz das Potential haben, die Finanzbranche zu revolutionieren, zeigt auch eine Studie von GFT Technologies SE von Ende 2017. Für die Erhebung waren 285 Fachleute kleiner bis grosser Retailbanken in acht Ländern, darunter Deutschland, befragt worden. Rund 94 Prozent aller Teilnehmer bei grossen Bankinstituten sahen beispielsweise einen direkten Mehrwert in Künstliche-Intelligenz-Lösungen.

Buschor kann sich eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten von Software-Robotern vorstellen. "Ich denke hier etwa an interne Kontrollprozesse oder Compliance", sagt er. Der Einsatz habe aber auch Grenzen, beispielsweise immer dann, wenn es um die Beratung von Kunden gehe.

(Bloomberg)