Die Situation an den weltweiten Aktienmärkten ist momentan aufgrund der weltweit steigenden Corona-Fallzahlen und der anstehenden US-Präsidentschaftswahlen unsicher. Da können auch die vielen guten Quartalsergebnisse der börsenkotierten Unternehmen die Stimmung nicht wirklich heben. Der Schweizer Leitindex SMI rutschte diese Woche gar unter die psychologisch wichtige Grenze von 10'000 Punkte.

Stefan Meyer, Leiter Aktien Schweiz bei UBS Global Wealth Management, geht davon aus, dass die herrschende Unsicherheit auch in den nächsten Wochen bestehen bleibt. Der Börsenexperte geht aber nicht so weit, dass er einen Markteinbruch in den kommenden Monaten sieht: "Wir gehen in unserem Basisszenario insgesamt davon aus, dass die Entwicklung einen Aufwärtstrend zeigen wird."

Meyer begründet seine Haltung wegen der anhaltenden Unterstützungsmassnahmen der Zentralbanken und Regierungen. Kommt hinzu: "Man sieht ja, dass sich die Wirtschaft erholt. Es wird jetzt zwar holpriger, doch der Erholungstrend geht weiter". Insbesondere setzt Meyer Hoffnungen in die Fortschritte bei Impfstoffen und Medikamenten im Kampf gegen Corona. So ist der Ausblick auch ins 2021 hinein grundsätzlich positiv.

«Defensive» Versicherungstitel werden zunehmend interessant

Am Schweizer Aktienmarkt gehören insbesondere die Versicherungstitel zu den diesjährigen Verlierern. Die Aktien des Rückversicherers Swiss Re haben seit Jahresbeginn 38 Prozent, die des Lebensversicherers Swiss Life 31 Prozent und die von Zurich Insurance 22 Prozent verloren. Die viel gelobten defensiven Qualitäten der Versicherungen kommen in der Corona-Zeit nicht zum Tragen.

Für Stefan Meyer ist klar: Die Versicherungen müssen wegen den vielen Betriebsausfällen aufgrund von Covid Verluste tragen, ebenfalls sei das Kreditausfallrisiko gestiegen. "Versicherungen haben grosse Investmentportfolios im Anleihenbereich, und dort stiegen die Risiken an", sagt Meyer. Ebenso sind die Zinsen allgemein tief  Es ist daher für die Versicherungen schwierig, in diesem Umfeld Zinserträge zu erzielen.

Meyer sieht bei Versicherungstiteln zunehmend Chancen, zu aggressiven Zukäufen würde der Börsenexperte jedoch nicht schreiten: "Wir sind noch nicht weit fortgeschritten im Verbesserungstrend", begründet Meyer seine vorsichtige Haltung. Ein selektiver Aufbau könne vorgenommen werden, insgesamt ist seine Haltung gegenüber dem Finanzsektor jedoch noch "neutral".

Schwacher Dollar belastet Schweizer Pharmakonzerne

Den beiden Pharmakonzernen Roche und Novartis läuft es seit Wochen an der Börse nicht so gut. Nachdem sich insbesondere die Genussscheine von Roche nach dem Corona-Tief im März schnell erholt hatten und Ende April das Vorkrisenniveau erreichten, haben die Titel in den letzten vier Wochen rund 10 Prozent nachgegeben und sind unter 300 Franken gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Mitte April.

"Dies liegt in erster Linie daran, dass die Pharmakonzerne relativ dollarabhängig und amerikalastig sind", sagt Meyer. Der Dollar ist in letzter Zeit deutlicher schwächer geworden. Dies wirkt sich negativ auf die Gewinnentwicklung in Schweizer Franken aus. Die Pharmakonzerne befinden sich zudem in einem Umfeld, dass stark reguliert sei und in dem viel Politik betrieben werde, so Meyer. Und auch die Diskussionen um Preissenkungen im Gesundheitsbereich helfen der Anlegerstimmung bezüglich dieses Sektors nicht.

Auf kurze und mittlere Frist ist Meyer deshalb "neutral" bezüglich des Schweizer Pharmasektors. Auf längere Frist gäbe es jedoch gute Anlagemöglichkeiten, insbesondere bei Unternehmen, die innovativ sind. Die innovativen Unternehmen könnten nach wie vor die richtigen Preise für ihre Produkte auf dem Markt erzielen, meint Meyer.

Sehen Sie im cash-Börsen-Talk auch, wie Stefan Meyer die unterschiedliche Performance bei den Schweizer Zyklikern erklärt und welche Sektoren im zyklischen Bereich aktuell interessant sind.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren