Bei Devisenmarktakteuren gilt der Dollar zum Franken schon seit Jahren als Nebenschauplatz. Das nicht ohne Grund. Wie die vergangenen zwei Wochen gezeigt haben, orientiert sich das Währungspaar doch stark an der Entwicklung des Euro gegenüber dem Dollar.

Als Mario Draghi, seines Zeichens Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), am Donnerstag vor einer Woche weitere geldpolitische Stimuli in Aussicht stellte, fiel der Euro innerhalb von Minuten um zwei Prozent. Aus Angst vor Interventionen seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) entlud sich diese Verschiebung im Währungsgefüge in einem zum Franken deutlich festeren Dollar.

In den letzten Tagen stieg der Greenback vorübergehend bis auf 0,9960 Franken und damit auf den höchsten Stand seit Mitte März. Damals wurden in der Spitze sogar 1,0129 Franken bezahlt.

Zinsschere öffnet sich wieder

Ökonomen zufolge könnte die EZB schon im Dezember eine weitere Runde im Kampf gegen den Preisdruck einleiten. Neben einer erneuten Senkung der Einlagezinsen für Geschäftsbanken wird in Expertenkreisen auch ein Ausbau der Wertpapierkäufe von monatlich 60 auf 80 Milliarden Euro für möglich gehalten. Beides spräche für einen noch einmal deutlich nachlassenden Euro.

Im Zuge solcher Spekulationen gerieten die Zinsen diesseits des Atlantiks kräftig ins Rutschen. Selbst die Renditen für italienische und spanische Staatsanleihen fielen auf eine Laufzeit von bis zu zwei Jahren in den negativen Bereich. Ganz anders in den USA: In Erwartung einer ersten Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank zogen die dortigen Zinsen zuletzt wieder an.

Wie wird die SNB reagieren?

Alleine schon die Zinsdifferenz zwischen den beiden Kontinenten macht den Dollar aus Anlegersicht attraktiv.

Entscheidet sich die EZB im Dezember zu einer weiteren Öffnung der Geldschleusen, dürfte auch die SNB zu einem Befreiungsschlag gezwungen sein. Experten schliessen weder eine Ausweitung der Negativzinsen von 0,75 auf 1,5 Prozent noch milliardenschwere Devisenkäufe am offenen Markt aus.

Für Devisenhändler ist es möglich, dass der Dollar schon im Vorfeld des EZB-Entscheids vom Dezember über die Franken-Parität steigt und in der Folge sogar das Zwischenhoch von Mitte März bei 1,0129 Franken testet. Wird auch dieses nach oben durchschritten, wird dem Greenback sogar ein Vorstoss in die Region von 1,05 bis 1,06 Franken zugetraut.

Dabei stützt man sich im Handel allerdings weniger auf Fundamentale sondern vielmehr auf charttechnische Gesichtspunkte ab. Denn fundamental betrachtet befindet sich der Dollar in etwa auf dem Gleichgewichtspreis der Kaufkraftparität, welcher bei rund einem Franken liegt.