Rekordtiefe Zinsen, stark gestiegene Aktienmärkte und nur schwer abschätzbare wirtschaftliche Rahmenbedingungen – das Leben eines Portfolio-Managers war auch schon einfacher.

Doch die Herausforderungen reichen weit über diese sehr ungewöhnliche Konstellation an den Finanzmärkten hinaus. Das behauptet zumindest der für die quantitative Strategie von Nomura verantwortliche Stratege und nennt diese nachstehend auch gleich beim Namen. Allerdings sieht er keinen Grund, weshalb eingefleischte Anlageprofis voreilig das Handtuch werfen sollten.

Einheitsbrei bei den Aktienbewertungen: Die zuletzt sehr geringe Differenz zwischen der Bewertung von in der Vergangenheit günstigen und teuren Aktien stellt dem Experten zufolge durchaus ein Problem dar. Diese Entwicklung erschwere nämlich die Suche nach bewertungsmässig zurückgebliebenen Einzelaktien.

Sein Rat: Anlageprofis sollten auf Wachstums- und nicht auf Substanzaktien sowie auf Aktien von Unternehmen mit einer zuverlässigen Dividendenpolitik setzen.

Historisch tiefe Renditen: Über die wichtigsten Anlageklassen hinweg seien die Renditeaussichten auf Jahre hinaus bestenfalls unterdurchschnittlich. Dies stelle vor allem die Vorsorgewerke vor das Problem, die für die Erfüllung ihrer langfristigen Verpflichtungen notwendige Rendite erzielen zu können.

Sein Rat: Der Stratege schreibt der Zusammensetzung des Wertschriftenportfolios eine grössere Bedeutung zu. Er empfiehlt Portfolio Managern, vermehrt auf alternative Anlagen auszuweichen und in einigen Fällen sogar mit Hebelprodukten zu arbeiten.

Unternehmensgewinne und die Deflation: Der Experte versucht gar nicht erst, die von der Preisentwicklung ausgehenden Gefahren zu verniedlichen. Dennoch rechnet er bei den Unternehmensgewinnen endlich mit einer längst überfälligen Belebung.

Sein Rat: Anlageprofis sollten auf konjunkturabhängige Wachstumsaktien setzen und diese Engagements bis zu einem gewissen Grad gegen die Folgen einer wirtschaftlichen Deflation absichern.

Erfolgsdruck: Der steigende Erfolgsdruck verleite Portfolio Manager zu einer immer stärkeren Spezialisierung, einer umfangreicheren Abweichung von den Referenzmärkten sowie zu einem aktiveren Ansatz. In der Folge hätten viele dieser Anlageprofis die Hausse bei den grosskapitalisierten Aktien verpasst und enttäuschend abgeschnitten.

Sein Rat: Ein Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung sei noch keine Katastrophe. Portfolio Manager sollten keinen übertriebenen Aktionismus an den Tag legen, gehe ein solcher doch auch mit einer grösseren Gefahr einher, taktisch falsch zu liegen.

Trend in Richtung passiver Anlagen: Aktiv verwaltete Vermögen hätten immer mehr mit dem von passiven und börsengehandelten Produkten ausgehenden Wettbewerb zu kämpfen.

Sein Rat: Bei diesem Thema handle es sich in der Tat um ein Schlachtfeld, so der Experte. Er rät Anlageprofis, sofern es gute Gründe für einen aktiven Ansatz gebe, sich diese auch auf die Fahne zu schreiben und sich damit zu differenzieren.

Druck auf die Verwaltungsgebühren: Die Verwaltungsgebühren für aktiv verwaltete Vermögen seien zweifelsohne unter Druck und für viele Portfolio Manager zunehmend schmerzhaft.

Sein Rat: Der Stratege hat in diesem Zusammenhang eine radikale und nicht sehr populäre Lösung des Problems auf Lager. Er rät dazu, dem Druck nachzugeben und die Verwaltungsgebühren nach und nach zu reduzieren.

Was für eingefleischte Anlageprofis gilt, kann für Privatanleger nicht völlig falsch sein. Zumindest was die alles andere als einfache Situation an den Finanzmärkten anbetrifft, wartet der für Nomura tätige Experte mit durchwegs brauchbaren Ansätzen auf. Ob es sich bei seinen Ratschlägen allerdings um das berühmt-berüchtigte Allerweltsmittel handelt, ist fraglich.