Die UBS blickt auf ein versöhnliches Schlussquartal 2019 zurück. Mit 928 Millionen Dollar liegt der konzernweite Vorsteuergewinn über den von Analysten erwarteten 781 Millionen Dollar. Dabei werden selbst die höchsten Schätzungen übertroffen. Dasselbe gilt für den Reingewinn.

Der Teufel steckt allerdings einmal mehr im Detail. Denn gerade im Global Wealth Management ist der Vorsteuergewinn gegenüber dem überraschend starken dritten Quartal um gut 14 Prozent rückläufig. Und als ob das nicht schon enttäuschend genug wäre, erleidet die grösste Schweizer Bank im erklärten Kerngeschäft einen Nettoabfluss von Kundengeldern in Höhe von fast 5 Milliarden Dollar.

Strategie-Update von Licht und Schatten geprägt

Eine nicht minder grosse Bedeutung als dem Zahlenkranz für das Schlussquartal wird dem Strategie-Update eingeräumt. Erwartungsgemäss passt die UBS ihr mittelfristiges Renditeziel nach unten an und erwartet am harten Eigenkapital (roCET1) gemessen neuerdings eine Rendite zwischen 12 und 15 Prozent.

Die Aussagen zur zukünftigen Kapitalrückführung bewegen sich hingegen in etwa im Rahmen der Erwartungen. Während die Grossbank die Dividende über die nächsten drei Jahre nur leicht steigern will, sollen die Aktionäre in den Genuss weiterer Aktienrückkäufe kommen. Zumindest von der Jahresdividende für 2019 hatten sich viele Analysten aber etwas mehr erhofft.

Während sich die konservativeren Mittelfristziele und die zukünftig geplante Kapitalrückführung an die Aktionäre in etwa im Rahmen der Erwartungen bewegen, bleiben radikale strategische Einschnitte aus.

Keine guten Worte findet Barclays. Wie die britische Grossbank schreibt, liegt das neue Renditeziel materiell unter den bisherigen Vorgaben. Und auch die Aussgen zur zukünftigen Dividendenpolitik sowie zum viel beachteten Kosten-Ertrags-Verhältnis scheinen ihr nicht weit genug zu gehen. Barclays empfiehlt die UBS-Aktie denn auch weiterhin mit "Underweight" und einem Kursziel von 10 Franken zum Verkauf.

Fehlende Detailinformationen zur neuen Stossrichtung im Kerngeschäft

Die Bank Vontobel begrüsst hingegen, dass sich die UBS realistischere Ziele setzt. Allerdings will sie sich letztere erst einmal in Ruhe anschauen. Dass die Grossbank auch beim zukünftigen Dividendenwachstum zurückkrebst, scheint die Zürcher Bank nicht sonderlich zu irritieren. Zudem erhofft sie sich vom geplanten Verkauf des UBS Fondscenter einen willkommenen Schub für den diesjährigen Gewinn. Die Bank Vontobel hält sowohl an ihrer Kaufempfehlung als auch am 15,50 Franken lautenden Kursziel fest.

Bei der Zürcher Kantonalbank stösst man sich hingegen an fehlenden Detailinformationen zur neuen Stossrichtung im Global Wealth Management unter dem zukünftigen Co-Chef Iqbal Khan. Die Einheit wolle zwar eine höhere Vorsteuergewinnmarge erzielen, das angepeilte Wachstumsziel beim Vorsteuergewinn von jährlich 10 bis 15 Prozent sei jedoch nicht verändert worden, so heisst es. Angesichts der weiterhin verhaltenen Kostensituation im Kerngeschäft stuft die Zürcher Kantonalbank die Aktie wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.

War Merrill Lynch etwas voreilig?

In Kombination mit dem eher enttäuschenden Abschneiden im Global Wealth Management reagieren die Anleger ziemlich unterkühlt auf die geballte Ladung an Neuigkeiten. Nach einem frühen Rücksetzer in die Nähe von 12,05 Franken wird die UBS-Aktie zur Stunde noch immer mit einem satten Minus von 5 Prozent auf 12,16 Franken abgestraft.

Das hatte sich vor allem Merrill Lynch ganz anders vorgestellt. Die US-Investmentbank setzte die Aktie am Tag vor der Quartalsergebnisveröffentlichung mit einem Kursziel von 16 Franken auf die viel beachtete "Europe 1 List". Dabei argumentierte man bei Merrill Lynch explizit mit möglichen Kursimpulsen im Zusammenhang mit dem Strategie-Update. Das zeigt: Nicht wenige hatten sich bei der grössten Schweizer Bank vermutlich radikalere strategische Einschnitte erhofft.