Wer beim Börsengang von Landis+Gyr im Juli 2017 Aktien aus Emission zugeteilt erhielt, dem dürften angesichts der jüngsten Kursentwicklung Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Denn alleine seit Anfang Oktober büsste der Stromzählerhersteller aus Zug fast 15 Prozent seines Börsenwerts ein. Auf den Emissionspreis von 78 Franken bezogen beläuft sich das Minus gar auf 28 Prozent.

Umso mehr überrascht, dass die UBS ausgerechnet jetzt der Landis+Gyr-Aktie die Liebe kündet und sie von "Buy" auf "Neutral" herunterstuft. Neu lautet das 12-Monats-Kursziel noch 59 (zuvor 84) Franken.

UBS eine der beiden hauptverantwortlichen Banken beim Börsengang

Das Unternehmen habe nicht das Umsatzwachstum geliefert, das erwartet worden sei. Und auch die Nachfragebelebung in Europa sowie im asiatisch-pazifischen Raum könnte weiter auf sich warten lassen, so begründet der verantwortliche Analyst den drastischen Schritt.

Er hatte die Erstabdeckung der Aktie Ende August 2017 mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 90 Franken aufgenommen und pries sie Anlegern als dividendenstarke Wachstumsperle zum Kauf an. Damals notierte die Aktie noch bei gut 73 Franken.

Ernüchternde Kursentwicklung der Landis+Gyr-Aktie seit dem Börsengang vom Juli 2017 (Quelle: www.cash.ch)

Die unerwartete Abkehr von der Kaufempfehlung lässt auch deshalb aufhorchen, weil es sich bei der Arbeitgeberin des UBS-Analysten um eine der beiden federführenden Banken beim Börsengang handelt. Die US-Investmentbank Morgan Stanley gab sich als zweite Bank von Beginn weg vorsichtiger und traute der Landis+Gyr-Aktie keine steigenden Kurse zu.

Und was machen die beiden Grossaktionäre?

Grösster Aktionär des Stromzählerherstellers ist die Kirkbi AG. Hinter dieser verbergen sich die Erben des Spielzeugimperiums Lego rund um den dänischen Milliardär Kirk Kristiansen. Die Lego-Erben kauften sich im November 2017 ein, als die Aktie von Landis+Gyr schon einmal zur Schwäche neigte. Kurz zuvor trennte sich die Fondssparte der UBS von ihren Titeln (cash berichtete).

Zwischen November 2017 und Juni 2018 bauten sie ihre Beteiligung in mehreren Schritten auf 10,52 Prozent aus. Ihr Einstandskurs dürfte damit deutlich unter jenem des Medtech-Pioniers Rudolf Maag liegen. Dieser kaufte sich während und in den Tagen unmittelbar nach dem Börsengang vom Juli 2017 mit 10,17 Prozent bei Landis+Gyr ein.

Bleiben die Lego-Erben ihrer Strategie treu, müssten sie die jüngste Kursschwäche eigentlich erneut zum Ausbau ihres Aktienpakets nutzen. Ob sie dem schlechten Geld Gutes hinterherwerfen, ist allerdings fraglich. Im Hinblick auf die Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses vom 26. Oktober gelten die Wachstumsvorgaben, Landis+Gyr strebt ein Umsatzwachstum von 3 bis 6 Prozent an, nämlich als nur schwer erreichbar. Sollte der Stromzählerhersteller anlässlich der Ergebnisveröffentlichung davon abkehren, könnte das dem Kurs der Aktie noch einmal zusetzen.