An den Finanzmärkten haben die Kursschwankungen zugenommen und die Zinsen ziehen wieder etwas an. Beides spielt Leonteq in die Hände, lassen sich dadurch doch attraktivere strukturierte Produkte entwickeln.

Doch die Aktie von Leonteq will einfach nicht in die Gänge kommen. Alleine in den vergangenen zehn Handelstagen ist sie um 13 Prozent zurückgefallen. Seit Jahresbeginn errechnet sich gar ein Minus von fast 20 Prozent.

Das mag damit zu tun haben, dass sich die Raiffeisen Gruppe von einem Drittel seiner 29-Prozent-Beteiligung zu trennen gedenkt. Findet sie keinen strategischen Investor, bleibt der Ankeraktionärin wohl nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel eines beschleunigten Buchbildungsverfahrens zu beissen (cash berichtete). Ein solches wiederum drückt kurzfristig auf den Kurs.

Entscheidender Kostenvorteil

Nun erhält der Anbieter von strukturierten Produkten Zuspruch. Und das erst noch aus einem eher überraschenden Lager. In einer Unternehmensstudie nimmt Baader-Helvea die Mitverfolgung der Aktie mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 73 Franken auf. Am Donnerstagabend schloss der Titel bei 51,50 Franken.

Aufstieg und Fall der Leonteq-Aktie über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Der Studienautor stellt das Geschäftsmodell in den Mittelpunkt seiner Empfehlung. Leonteq verfüge über eine der weltweit fortschrittlichsten Plattformen für strukturierte Produkte, so schreibt er. Seinen Berechnungen zufolge ist es dem Unternehmen dadurch möglich, Produkte zu einem Bruchteil der Kosten anderer Anbieter zu entwickeln.

Bewegte Vergangenheit

Für den Baader-Helvea steht deshalb fest: Die Börse unterschätzt das zukünftige Gewinnwachstum, welches bis Ende 2020 auf jährlich gut 60 Prozent kommen dürfte. Wachstumspotenzial geht dabei alleine schon von den bestehenden Partnern aus.

Die letzten Jahre waren aus Sicht von Leonteq nicht einfach. Auf einen beispiellosen Aufstieg folgte ab Mitte 2015 ein jäher Absturz. Probleme mit Partnern und andere operative Schwierigkeiten liessen den Gewinn regelrecht einbrechen, was wiederum Zweifel am Geschäftsmodell aufkommen liess.

Als Folge davon brach der Kurs der Aktie zwischen August 2015 und März 2017 von 220 auf 27 Franken ein.

Aktie nichts für schwache Nerven

Die Trendwende führte der Hedgefonds-Pionier und ehemalige UBS-Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey herbei. Er stieg im März 2017 mit 7,46 Prozent bei Leonteq ein und stiess in verschiedener Hinsicht Veränderungen an. Seit dem Einstieg Freys hat sich der Aktienkurs immerhin verdoppelt.

An hohen Dividenden interessierte Anleger sind bei Leonteq an der falschen Adresse, hat das Unternehmen die Zahlung einer solchen doch eingestellt. Dasselbe gilt für jene, die nachts gerne ruhig schlafen wollen. Denn die Aktie ist für ihre starken Kursausschläge geradezu berüchtigt. Tagesschwankungen von 5 oder mehr Prozent sind keine Seltenheit.

Von den nächstjährigen Gewinnschätzungen von Baader-Helvea leitet sich ein eher bescheidenes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 ab. Liegt der Studienautor mit seinen Wachstumserwartungen richtig, wäre die Wachstumsaktie Leonteq eigentlich ein "blinder Kauf". Allerdings muss sich das Unternehmen das Vertrauen der Anleger erst zurückverdienen. Für viele gilt der Anbieter von strukturierten Produkten noch immer als undurchsichtig. Hinzu kommt das "Damoklesschwert" Raiffeisen.