Dafür sind neben Statutenanpassungen und Praxisänderungen laut einer Studie zur Corporate Governance auch aktivistische Aktionäre verantwortlich.

Die Beratungsfirma Inrate veröffentlicht im Rahmen der zRating-Studie jährlich eine Punkterangliste zur Corporate Governance der Schweizer Publikumsgesellschaften. Mittels 62 Kriterien bewertet die Analyse insgesamt 174 börsenkotierte Firmen anhand der Geschäftsberichte und der Generalversammlungen (GV).

In den vier Kategorien "Aktionariat und Kapitalstruktur", "Mitwirkungsrechte der Aktionäre", "Zusammensetzung Verwaltungsrat (VR)/Geschäftsleitung (GL) und Informationspolitik" sowie "Vergütungs- und Beteiligungsmodelle VR/GL" können maximal 100 Punkte erreicht werden, wie der am Donnerstag veröffentlichten Studie zu entnehmen ist.

Sunrise trotz UPC-Wirren auf erstem Platz

Erneut den ersten Platz belegte der Telekomkonzern Sunrise mit einem Schnitt von 86 Punkten. Sunrise habe bereits im Rahmen der Generalversammlungen 2017 und 2018 dank Statutenanpassungen einen grossen Vorsprung herausgeholt und habe auch 2019 bei neuen Kriterien gepunktet, hiess es dazu. Am unteren Ende der Rangliste finden sich Firmen wie die Genfer Beteiligungsgesellschaft Pargesa (174), aber auch Grössen wie Schindler (170) und Lindt & Sprüngli (169).

Trotz guter Unternehmensführung; bei Sunrise stehen die Zeichen im Moment auf Sturm. Vor zwei Tagen forderte die Luxemburger Fondsgesellschaft Axxion die Abwahl von Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Verwaltungsrat Jesper Ovesen an der im Herbst geplanten ausserordentlichen Generalversammlung.

Das dann wohl wichtigste Traktandum soll die milliardenschwere Kapitalerhöhung sein, welche für den 6,3 Milliarden-Kauf der Kabelnetzbetreiberin UPC notwendig ist. Gegen diesen Deal formierte sich zuletzt Widerstand. Insbesondere hatte sich Sunrise-Grossaktionär Freenet dagegen ausgesprochen. Dieser besitzt rund ein Viertel der Sunrise-Aktien. Auch Aktionär AOC ist dagegen.

Aktionäre machen Druck

Bei den ebenfalls durch Unstimmigkeiten zwischen Management und Aktionariat geplagten Unternehmen Meyer Burger und Comet hätten zudem Aktionärsanträge dazu geführt, dass sich die Unternehmen im Corporate Governance Rating verbesserten. Begründet wird dies etwa mit der Reduktion der Traktandierungshürden und der Publikation des Geschäftsberichts vor Ablauf der Traktandierungsfrist.

"Wenn Unternehmen nicht selber für eine moderne Corporate Governance sorgen und die Interessen der Minderheitsaktionäre berücksichtigen, laufen sie Gefahr, von aktivistischen Aktionären dazu gezwungen zu werden", lässt sich Christophe Volonté, Head Corporate Governance bei Inrate, dazu in der der Mitteilung zitieren.

(AWP)